Das Geschlecht Schwarzenberg: Die Zähmung Napoleons und der Wassergewalten
Zu ihrer Zeit beherrschten Sie beinahe ganz Südböhmen und als ihre Residenzen wählten Sie bezaubernde Ort wie das Schloss Hluboká (Frauenberg) oder Český Krumlov (Böhmisch Krumau). Die Vertreter dieses bedeutenden Geschlechts kämpften in vielen Schlachten, in der Völkerschlacht bei Leipzig rückte der österreichische Marschall Karl Philipp zu Schwarzenberg sogar Napoleon selbst auf den Pelz, den er besiegte. Sie besaßen die Burg Křivoklát (Pürglitz), Orlík sowie die Landschaft im Gebiet von Třeboň (Wittingau), die sie verschönerten. Eine interessante Erinnerung an ihr Wirken in Südböhmen ist der berühmte Schwarzenberger Schwemmkanal, über welchen Holz aus dem Böhmerwald zur Donau geflößt wurde. Der Kanal gehört zu den bekanntesten touristischen Zielen in Tschechien.
Schloss Hluboká
Die Habsburger: Die Verwandlung Prags in die goldene Metropole Europas
Eines der bedeutendsten europäischen Geschlechter beherrschte die böhmischen Länder beinahe vier Jahrhunderte. In der Zeit der Herrschaft Rudolfs II. war Prag die Hauptstadt des Kaiserreiches. Umgebaut wurde die Prager Burg und es entstand das berühmte Goldene Gässchen. Der Kaiser trug auf der Prager Burg eine Kunstsammlung zusammen, welche die größte im damaligen Europa war, die zum Grundbestand vieler europäischer Galerien der Gegenwart beitrug. Prag war ein Zentrum der Gelehrten und der Künstler wie die Astronomen Tycho de Brahe, Johannes Kepler oder der Maler Arcimboldo. Aus jener Zeit stammt auch die Legende vom Golem in Verbindung mit dem jüdischen Rabbi Löw. Das Ende der Regierung der Habsburger in Tschechien kam mit dem Ende des Ersten Weltkrieges.
Goldene Gässchen in Prag
Das Geschlecht Harrach: Die Ritter aus dem Kristalltal, die die ersten Ski nach Böhmen brachten
Die Träger des Ritterordens vom Goldenen Vlies gehörten zu den bedeutendsten Adelsgeschlechtern in der Habsburger Monarchie. Sie bekleideten hohe Ämter am österreichischen, kaiserlichen Hof. Sie besaßen Ländereien im Riesengebirge und Altvatergebirge, ließen die Schlösser Hrádek u Nechanic (Bürgles) und Kunín (Kunewald) errichten. Ihren Namen trägt der beliebte Winterurlaubsort Harrachov (Harrachsdorf) in Nordböhmen. Es ist kein Geheimnis, dass gerade die Harrachs die ersten Ski nach Böhmen brachten. Ebenso gründeten sie auch eine der ersten Glashütten in Böhmen (welche übrigens immer noch funktioniert), deren Schätze zum Schutz vor den Nazis eingemauert wurden. Die Glashütte ist Bestandteil des Kristalltals und rühmt sich einer der bewundernswertesten Galerien der Glasmacherkunst in Tschechien.
Schloss Hrádek u Nechanic
Das Geschlecht Rosenberg: Die mächtigen Konkurrenten der böhmischen Könige errichteten den Fischteich Svět (=Welt)
Dieses Adelsgeschlecht gehörte zu den mächtigsten im Lande und war in der Lage, selbst den auf der Prager Burg residierenden böhmischen Königen zu trotzen. Seine Wurzeln reichten angeblich bis in das antike Rom zum Geschlecht der Ursiner (lat. Bär) zurück, was die Angehörigen des Geschlechts mit einem Bärenzwinger auf ihrem Residenzschloss in Český Krumlov (Böhmisch Krumau) betonten. Die Bären können Sie bis heute sehen. Die äußerst gebildeten Rosenberger machten sich um den wirtschaftlichen Aufschwung Südböhmens verdient. Sie gründeten die berühmte Tradition der böhmischen Teichwirtschaft, ließen den größten Fischteich der Welt errichten, den sie Svět (=Welt) nannten. Darüber hinaus gründeten sie Brauereien, wobei eine der bekanntesten das Herrschaftliche Brauhaus Rožmberk (Rosenberg) ↗ ist, wo Sie ein hervorragendes Lagerbier probieren oder eine interaktive Besichtigung absolvieren können.
Schloss Rožmberk
Das Geschlecht Waldstein: Die Löwen in den Diensten des Kaisers beschäftigten den Bibliothekar Casanova
Eines der ältesten und reichsten Geschlechter in Böhmen errichtete seine herrschaftlichen Anwesen rund um die Burg Valdštejn (Waldstein) im Böhmischen Paradies (Český ráj). Das bekannteste Mitglied des Hauses Waldstein war Albrecht Wenzel Eusebius Freiherr von Waldstein, genannt Wallenstein, Generalissimus in den Diensten des österreichischen Kaisers während des Dreißigjährigen Krieges. Bis zu seinem Tode weilte auf ihrem Schloss in Duchcov (Dux) der bekannte Frauenheld und Spion Giacomo Casanova, welchen die Waldsteiner als Bibliothekar angestellt hatten. Der Legende nach soll er nahe der Kapelle St. Barbara bestattet sein, was etwa fünf Minuten Fußweg vom Schloss sind.
Burg Valdštejn
Die mächtigen Waldsteiner, die in den kaiserlichen Diensten zu Reichtum gelangten, besaßen die Burg Křivoklát (Pürglitz), den 350 ha großen Hirschberger Großteich (heute Mácha-See) und sie legten den Grundstein der heutigen Škoda-Werke in Pilsen. In Prag gehörte ihnen das Wallensteinpalais, welches heute der Sitz des Senats der Tschechischen Republik ist. In der unweit gelegenen Wallenstein-Reithalle können Sie Ausstellungen besuchen und durch den wunderschönen Wallenstein-Garten unterhalb der Prager Burg schlendern.
Burg Křivoklát
Das Geschlecht Liechtenstein: Ein Symbol des Reichtums Europas
Das bekannte Adelsgeschlecht, welches laut Forbes und Times zu den reichsten Adelsgeschlechtern in Europa gehört, hatte in den Zeiten des größten Aufschwungs ein Drittel Mährens im Besitz. Die Liechtensteiner besaßen Velké Losiny (Groß Ullersdorf) mit der bis heute in Betrieb befindlichen Büttenpapier-Manufaktur sowie die Burgen Šternberk (Sternberg) und Sovinec (Eulenburg) im Niederen Gesenke (Jeseníky). Ihre Hauptresidenz waren jedoch Lednice (Eisgrub) und Valtice (Feldsberg). Heute gehören diese Orte zu den meistbesuchten in Tschechien. Sie sind als Kulturlandschaft Lednice-Valtice bekannt und gehören zu den tschechischen Juwelen der UNESCO. Das Areal besteht unter anderem aus der weltweit größten komponierten Landschaft.
Burg Sovinec
Die Herren von Krawarn: Herren auf Hradec (Schloss Grätz) und im Mährischen Bethlehem
Die Mitglieder dieses Adelsgeschlechts bekleideten im Königreich Böhmen hohe Ämter. Sei es als mährische Landeshauptleute oder als Kämmerer des böhmischen Königs. Sofern Sie sich auf ihre Spuren begeben, führen diese zu herrlichen Orten. Einer von ihnen ist das märchenhafte Schloss Hradec nad Moravicí (Schloss Grätz), welches selbst Beethoven besuchte.
Schloss Hradec nad Moravicí
Weitere historische, auf die Herren von Krawarn verweisende Kleinodien sind unter anderem die Burg Helfštýn (Helfenstein), die einen der Zweige der Bernsteinstraße bewacht, oder Štramberk (Strahlenberg, auch Stramberg), ein malerisches Städtchen im Norden Mährens, welches durch Funde von Neandertalern, durch die Lebkuchenspezialität Stramberger Ohren, die an den Überfall der Mongolen erinnert, sowie der über dem Städtchen emporragende Turm Trúba.
Burg Helfštýn
Das Geschlecht Sternberg: Die Burg Český Šternberk (Böhmisch Sternberg) und die Baťa-Stadt Zlín
Sie besaßen beispielsweise das Schloss Konopiště (Konopischt) bei Prag, die bekannte Residenz des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand d'Este, der in Sarajevo ermordet wurde. Ihre Spuren trägt auch die majestätische Burg Český Šternberk (Böhmisch Sternberg), die sich über dem Fluss Sázava (Sasau) erhebt, sowie das Prager Palais Sternberg, wo heute die Nationalgalerie ihren Sitz hat. Mitglieder dieses bedeutenden tschechischen Geschlechts standen an der Wiege des Nationalmuseums in Prag, in Mähren besaßen sie die Stadt Zlín, die später durch die Dynastie der Schuhfabrikanten Baťa berühmt wurde.
Schloss Konopiště