Das von Legenden umwobene Prag
Es ist bereits lange her, dass der berühmte Astronom Tycho de Brahe geboren wurde. Gerade im diesjährigen Advent wird es schon 470 Jahre her sein! Obwohl er im dänischen Kopenhagen geboren wurde, hat er die meiste Zeit seines Lebens in Prag verbracht. Tycho de Brahe kam nach Prag auf Einladung von Kaiser Rudolf II., als er durch Europa reiste. In Prag gefiel es ihm, und er begann als kaiserlicher Astrologe am Hof zu wirken, wo sein Kollege und gleichzeitig Rivale auch der Astronom Kepler war.
Mit dem Tod von Tycho de Brahe ist eins der größten Wahrzeichen des historischen Prags verbunden: die gotische Kirche der Jungfrau Maria vor dem Teyn oder kurz die Teynkirche. Im Inneren man das Grabmal des berühmten Astronomen besichtigen. In der Kirche befinden sich 19 wunderschön im Stil des Frühbarockstil geschnitzte Altäre. Die Kirchtürme sind sich nicht gleich. Der Südturm ist größer, mächtiger und mehr verziert. Die Türme sind 80 Meter hoch, und damit die zweithöchsten in Prag. Das Grabmal von Tycho de Brahe wurde in der Vergangenheit bereits zweimal geöffnet, und zwar 1901 und 2006.

Viele Geheimnisse sind zweifellos mit Tycho de Brahes Tod verbunden, über den es viele Legenden gibt. Eine von ihnen besagt, dass er von seinem großen Konkurrenten im Fach Johannes Kepler ermordet worden ist. Tatsache ist, dass in seinem Körper Reste von Quecksilber entdeckt wurden, was diese Vermutung bestätigen würde. Das Quecksilber in seinem Körper hätte die Nierenentzündung verursachen können, welche die  wahrscheinlichste Ursache seines Todes war. Auf welche Weise allerdings das Quecksilber in seinen Körper gelangt ist, bleibt auch weiterhin ein Geheimnis... Leider haben neuere Erkenntnisse jedwedes Geheimnis weggewischt, weil gemäß den Untersuchungen vom Jahre 2006 zwar Quecksilber in seinem Körper enthalten war, nichtsdestoweniger nur in minimaler Menge. Es wurde also bestätigt, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist.

Mit der Zeit des Astronomen Tycho de Brahe ist zweifellos auch die Legende über den geheimnisvollen Doktor Faust verbunden. Am Karlsplatz in der Neustadt finden wir nämlich ein weiteres geheimnisvolles Prager Haus, das Mladota-Palais oder das Faust-Haus. Hier soll der Alchemist und Mystiker Edward Kelley, Doktor Faust verbunden. Im Laufe der Geschichte wurden im Haus wertvolle Wandzeichnungen, eingemauerte Kinderschuhchen oder Skelettreste von Katzen entdeckt, angeblich soll sich dort auch eine sagenhafte Quelle befunden haben. Das bietet eine Menge Inspiration für die geheimnisvollen Legenden, die über das Haus erzählt werden. Ein entdecktes Loch in der Decke, durch das ein erwachsener Mann hindurchkriechen könnte, hat auch den Anstoß für die Faust-Legende gegeben. Angeblich führt auch aus dem Haus ein unterirdischer Gang bis ins Neustädter Rathaus. Das Faust-Haus steht neben einem herrlichen Tor von Dientzenhofer aus der Zeit um das Jahr 1740. Das ursprünglich gotische Bauwerk ist jetzt im Barockstil umgebaut.

Weiteres Geheime und Mystische liefert die Legende vom Prager Golem. War es wirklich nur eine Legende oder ist daran ein wenig Wahrheit? Das bleibt uns wohl für immer verborgen, und wir müssen uns lediglich mit den Legenden begnügen. Es liegt an Ihnen, ob Sie es glauben oder nicht. Die Legende berichtet, dass der jüdische Rabbi Löw den Golem zum Schutz des jüdischen Ghettos vor den Christen erschuf und dieser durch einen ihm in den Mund geschobenen Zettel mit dem Wort „Schem“ (Gott) belebt wurde. Angeblich wurde der Golem auf dem Dachboden der Altneu-Synagoge abgelegt. Sie können sich zu einem Besuch ins Jüdische Museum locken lassen, wo Sie viel Interessantes über die jüdische Gemeinde in Prag erfahren.

Eeiner der denkwürdigsten Orte der Tschechischen Nation ist ohne Zweifel der Prager Vyšehrad. Eine der Legenden besagt, dass die Fürstin Libuše von dort aus ihre berühmte Prophezeiung der Zukunft Prags aussprach: "Ich sehe eine große Stadt, deren Ruhm die Sterne berührt". Der Vyšehrad lädt zu Besichtigungen der Peter-und-Paul-Basilika oder des dortigen Friedhofs ein, wo berühmte Persönlichkeiten der tschechischen Nation ihre Ruhestätte erhalten haben. Von diesen finden wir dort u.a. die Gräber von Karel Čapek, Božena Němcová, Bedřich Smetana, Antonín Dvořák oder Waldemar Matuška.

Eine weitere Prager Dominante ist die Karlsbrücke, über die ganz bestimmt auch Tycho de Brahe seine Schritte gelenkt und von dort die Sterne beobachtet hat. Die älteste Prager Brücke wurde anstelle der älteren Judith-Brücke im Jahre 1402 erbaut. Auch mit dieser Prager Dominante ist eine Reihe von Legenden verbunden, von denen die bedeutendste die vom Fürsten Bruncvík ist. Die Legende besagt, dass in die Brücke sein wundertätiges Schwert eingemauert ist, das selbsttätig den Feinden die Köpfe abgeschlagen hat. Wenn einmal die böhmischen Länder in höchster Not sein werden, wird Fürst Wenzel auf dem Pferd an der Spitze der Ritter vom Berge Blaník geritten kommen und sein Pferd wird die Brücke mit dem Huf genau an der Stelle aufhacken, wo sich das Schwert befindet. Auf diesen Augenblick warten jedoch die Tschechen immer noch...  Auf der Karlsbrücke befinden sich 30 überwiegend barocke Skulpturen und Skulpturengruppen, von denen die berühmteste die Statue des Johannes von Nepomuk ist. Angeblich wurde  der bekannteste tschechische Heilige  von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt, und an dieser Stelle befindet sich ein kleines Metallkreuz im steinernen Geländer.

Meinen Sie wirklich, dass das alles nur Legenden sind?