Beinhaus in Kutná Hora
Kutná Hora (dt. Kuttenberg) ist eine altertümliche Kleinstadt in Mittelböhmen, unweit von Prag. Im Mittelalter befanden sich hier ertragreiche Silberbergwerke, wodurch die Stadt mit ihrem Reichtum und ihrer Bedeutung selbst Prag, der Hauptstadt des Königreich Böhmens, konkurrieren konnte. In der Stadt lebten Tausende Bewohner, und daher fehlte es nach den Pestepidemien oder Kriegen in der Stadt an Raum, um die Toten würdevoll bestatten zu können.
Daher entschied man sich, unter der Allerheiligenkirche auf dem Friedhof in der Gemeinde Sedlec bei Kutná Hora ein Beinhaus zu errichten. Eine Art Lager für die Gebeine vor langer Zeit verstorbener Menschen. Heute werden im Beinhaus die Überreste von mehr als 40 000 Menschen aufbewahrt! Einzigartig bis bizarr ist dabei die Ausschmückung des Beinhauses. Zu sehen gibt es einen Kronleuchter aus großen menschlichen Knochen oder Dekorationselemente aus menschlichen Schulterblättern und Hüftknochen. Der Autor dieser ungewöhnlichen Zierde hat sogar seine eigene Unterschrift aus Menschenknochen zusammengestellt.
Beinhäuser in Brünn und Křtiny
Im Mittelalter wurden Menschen ausnahmslos im Boden beerdigt, nie eingeäschert. Daher verwundert es nicht, dass jede größere Stadt ein Beinhaus hatte. Auch die mährische Metropole Brünn stellt da keine Ausnahme dar. Das hiesige Beinhaus befindet sich neben der St.-Jakobs-Kirche und ist nach dem Beinhaus in Paris sogar das zweitgrößte Beinhaus Europas. Zur ewigen Ruhe wurden hier die sterblichen Überreste von ca. 50 000 Menschen aufgebahrt. Die bisher durchgeführten anthropologischen Analysen ergaben, dass hier die Opfer mittelalterlicher Pest- und Choleraepidemien sowie der kriegerischen Auseinandersetzungen während des Dreißigjährigen Krieges im 17. Jahrhundert bestattet wurden. Die Besucherkapazität ist eingeschränkt, um die Pietät dieses Ortes zu bewahren. Eine Besuchergruppe besteht aus maximal 20 Besuchern.
Unweit von Brünn, in der Krypta der wunderschönen barocken Kirche Mariä Namen in der Gemeinde Křtiny befinden sich die sterblichen Überreste von knapp 1000 Menschen. Das Beinhaus zählt zwar nicht zu den größten, doch einige Räume sind nach wie vor zugemauert und warten erst darauf, entdeckt zu werden. In der Krypta gibt es auch etwas zu entdecken, was in der Tschechischen Republik seinesgleichen sucht. Zwölf Schädel sind schwarz angemalt und mit aufgemalten Kränzen und dem Buchstaben T auf der Stirn verziert. Warum dem so ist? Das kann niemand mehr beantworten...
Mittelböhmische historische Städte Mělník und Kolín
Die Kirche der hl. Peter und Paul befindet sich in der mittelböhmischen Stadt Mělník, in der Nähe des Zusammenflusses der Elbe und Moldau, der beiden größten tschechischen Flüsse. Das Beinhaus, das zu den größten in der Tschechischen Republik zählt, finden Sie direkt unterhalb des Presbyteriums. Die Krypta besteht aus einem schlichten, gotischen Raum mit den sterblichen Überresten von 10 000 bis 15 000 Menschen.
Ein interessantes barockes Beinhaus wurde in Kolín hinter der Kirche des hl. Bartholomäus in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut. Der unbekannte Architekt benutzte für den Bau das Mauerwerk der städtischen Befestigung. Im Gebeinhaus gibt es Säulen aus menschlichen Überresten sowie einen barocken Altar zu bewundern. Das Beinhaus können Sie im Rahmen der Führung durch die Kirche besuchen.