Jüdische Spuren im Herzen Europas
In Tschechien erinnern zahlreiche Orte an das Wirken der jüdischen Gemeinschaft. Dort finden Sie unter dem Schutz der UNESCO stehende Kostbarkeiten, faszinierende Synagogen und hunderte, beinahe in Vergessenheit geratene, jüdische Friedhöfe. Wir zeigen Ihnen Orte, die mit dem Schriftsteller Franz Kafka oder mit dem Vater der Psychoanalyse Sigmund Freud in Verbindung stehen, und wer weiß, vielleicht begegnen Sie auf Ihrem Weg sogar dem Rabbi Löw (um 1525-1609) und beleben den legendären Golem!

Auf den Spuren von Franz Kafka und der Golem-Sage

Die zentral gelegene, mystische Prager Judenstadt ist von der Altstadt nicht wegzudenken und ein wahrer Kulturschatz mit einer Vielzahl von jüdischen Bauwerken von internationaler Bedeutung. Eines davon ist die Altneue Synagoge, die älteste erhalten Synagoge Europas vom Ende des 13. Jahrhunderts. Der Sage nach wurde irgendwo in der Synagoge der legendäre Golem begraben. Im Prager Judenviertel lebte auch der weltberühmte Schriftsteller Franz Kafka, dessen Geburtshaus sich in der Nähe des Altstädter Rings befindet. Im Rahmen der angebotenen Führungen erfahren Sie interessante Fakten zu seinem Leben.


Dauerausstellungen können Sie in der Maisel-Synagoge, Spanischen Synagoge, Pinkas-Synagoge und Klaus-Synagoge besuchen, die vom Jüdischen Museum verwaltet werden, einer Institution, die seit mehr als 100 Jahren für die Pflege der jüdischen Denkmäler in Prag zuständig ist, wie beispielsweise auch des Alten jüdischen Friedhofs im Stadtzentrum.

UNESCO-Welterbe und Vorzeige-Altwarengeschäft

Die St.-Prokop-Basilika und das jüdische Viertel in Třebíč im Kreis Vysočina stehen auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Neben dem Kulturerbe in Jerusalem sind die jüdischen Denkmäler in Třebíč die einzigen, die eine eigenständige Eintragung in dieser Liste erhalten haben. Třebíč gehörte einst zu den bedeutenden Zentren jüdischer Kultur in Mähren. Das erhaltene Jüdische Viertel ist heute ein stiller Zeuge des Zusammenlebens zwischen Juden und Christen. Das dicht bebaute jüdische Viertel mit mehr als 120 Wohnhäusern wird von den Gebäuden ehemaliger jüdischer Institutionen - dem Rathaus, Schulen, dem Rabbinat und dem Armenhaus - ergänzt. In der Hinteren Synagoge erhalten Sie im Rahmen der Ausstellung alle Informationen zur Geschichte des jüdischen Viertels. Diese sollten Sie unbedingt besuchen und sich das mit einzigartiger barocker Malerei verzierte Interieur ansehen, die als der älteste Nachweis für synagogale Gestaltung in Mähren gilt. Höchstattraktiv ist auch das Haus von Seligmann Bauer. Im Erdgeschoss beherbergt es einen Vorzeige-Altwarenhandel, der an eine der charakteristischen Tätigkeiten erinnert, die damals für die jüdische Bevölkerung die Haupteinnahmequelle war. Im ersten Stock ist die Original-Inneneinrichtung einer nicht sehr wohlhabenden jüdischen Familie aus der Zwischenkriegszeit zu sehen. Das jüdische Viertel in Třebíč ist heute ein pittoreskes Viertel innerhalb der Stadt mit unzähligen Cafés und Pensionen.

Sigmund Freud und die Psychoanalyse

Wenn Sie in den Norden Mährens, genauer nach Příbor reisen, dann gelangen Sie zu Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse. Er wurde in die Familie eines jüdischen Textilhändlers geboren und obwohl er hier nur seine ersten drei Lebensjahre verbrachte, beeinflussten diese sein ganzes restliches Leben. Wir empfehlen Ihnen den Besuch seines Geburtshauses mit Innenausstattung und Aussehen aus einer Zeit, als hier der kleine Sigmund unter der Obhut seiner Mutter laufen und sprechen lernte.

Einzigartige jüdische Denkmäler

Jüdische Denkmäler finden Sie in vielen Städten und Gemeinden, wobei manche von ihnen als Museen, Ausstellungs- und Konzertsäle dienen. In Holešov (Holleschau) in Mähren können Sie sich die einmalige, nach dem Rabbiner Sabbatai ben Meïr ha-Kohen (Kurzname SchaCh) (1621-1662) benannte Schakh-Synagoge des sog. polnischen Typs ansehen. Von außen sieht sie wie ganz gewöhnliches Haus aus, im Inneren erwartet Sie jedoch eine unglaubliche Herrlichkeit, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten.

In Pilsen in Westböhmen können Sie wiederum die Große Synagoge bewundern, welche die größte in der Tschechischen Republik, die zweitgrößte in Europa und die fünftgrößte in der Welt ist. Das großartige, in maurisch-romanischem Stil errichtete Bauwerk mit seinen interessanten Innenräumen dient dank der hervorragenden Akustik und der einzigartigen Atmosphäre auch als Konzert- und Ausstellungssaal.


Wertvolle Ensembles jüdischer Denkmäler blieben auch in Boskovice (Boskowitz) oder in Mikulov (Nikolsburg) im Süden Mährens erhalten. Durch die Relikte des alten Nikolsburger Ghettos führt Sie ein Lehrpfad, zu sehen sind die Synagoge, der jüdische Friedhof und eine wertvolle mittelalterliche Mikwe. Im historischen jüdischen Viertel der Stadt Mikulov steht das Hotel & Restaurant Tanzberg, welches kein gewöhnliches Gebäude ist. Es handelt sich um das ursprüngliche Rabbinat, welches eine wichtige Rolle im Leben der hiesigen Gemeinschaft spielte.


Im März 2024 wurde im nordböhmischen Žatec (Saaz) nach der Rekonstruktion die Synagoge als Kulturzentrum und Museum eröffnet. Es handelt sich um das zweitgrößte jüdische Bauwerk in Böhmen. Das Denkmal ist gemeinsam mit der Stadt Žatec (Saaz) und der umliegenden Hopfenanbaulandschaft in die Liste des Welterbes der UNESCO eingetragen.


Erleben und probieren Sie „koscher“ Gerichte und Getränke bei den „VIP-Besichtigungen“, welche die Synagoge in Krnov (Jägerndorf) in Nordmähren anbietet. Oder begeben Sie sich auf die Spuren der Juden in der Ausstellung „Jüdische Industrielle, Unternehmer und Erfinder“.


Festivals der jüdischen Kultur

Male chajim – Festival der jüdischen Kultur Třebíč (30.07.-3.08.2025)
Drei Tage gespickt mit Konzerten, Vorträgen und Programm für Kinder und Erwachsene. Sie können sich auch auf thematische Führungen durch das jüdische Viertel und kulinarische koscher Spezialitäten freuen.

Festival der jüdischen Kultur Ha-Makom Holešov (22. – 27.07.2025)
Es erwarten Sie Führungen durch die mährische Kleinstadt Holešov, Ausstellungen und Konzerte jüdischer Musik sowie weiterer Genres.

Tage der jüdischen Kultur Mikulov (19. – 22.09.2024)
Im Rahmen des Festivals begeben Sie sich in Mikulov auf die Spuren der jüdischen Bewohner und ihrer Kultur. Auf dem Programm stehen Führungen durch den jüdischen Friedhof, die Synagoge und das jüdische Viertel, Spezialitäten der jüdischen Küche, Vorträge, Klezmer-Musikkonzerte, Verkostung von koscher Weinen und die Vorführung jüdischer Tänze.

Tage der jüdischen Kultur Olomouc ( 11.- 27.11.2024 )
Ausstellungen, Filme, Konzerte und traditionelle Küche - auf all das können sich Besucher freuen, die das Festival Tage der jüdischen Kultur in Olomouc besuchen. 

ŠTETL-Fest (August/September 2025)
Das internationale Multigenre-Festival der jüdischen Kultur verbindet die Brünner Institutionen und erinnert an mit dem jüdischen Leben verknüpfte historische Orte und Persönlichkeiten.

Koscher schmeckt gut!

Die traditionelle Ernährung nach den jüdischen Speisegesetzen schmeckt! Davon können Sie sich persönlich in einem der Prager Koscher-Restaurants überzeugen, die nach den Grundsätzen des Kaschrut kochen. Alle genannten Gastronomiebetriebe finden Sie in der Prager Altstadt im jüdischen Viertel Josefov. Pátá čtvrť (Das fünfte Viertel) ist das älteste koscher Restaurant in Prag und bietet das Beste der traditionellen jüdischen Küche Mittel- und Osteuropas der Vorkriegszeit an.The Chabad Kosher Grill ist ein Fine-Dining-Lokal der Erlebnisgastronomie mit allem, was dazu gehört. Und unser dritter Tipp ist die Shelanu Pizzeria, die wir allen empfehlen, die vegetarische koscher Gerichte kosten möchten!

Jüdische Denkmäler auf Schritt und Tritt