Die älteste Prager Brücke hielt allen Tücken der Natur stand
Kein Geringerer als der böhmische König und römische Kaiser Karl IV. legte den Grundstein für die Karlsbrücke. Mit dem Bau der gotischen Steinbrücke begann er im Jahre 1357, nachdem eine verheerende Flutkatastrophe die ursprüngliche Steinbrücke fortgerissen hatte. Die erst 1402 fertiggestellte Brücke verbindet bis heute das linke und das rechte Ufer der Moldau.
Ihre Geschichte ist gezeichnet von unzähligen unglücklichen Ereignissen, Kriegen und schrecklichen Flutkatastrophen. Bei der schlimmsten, im Jahre 1890, stürzten gar drei Brückenbogen ein. Die Beschädigungen konnten stets behoben werden, sodass Sie heute von der Brücke aus den herrlichen Ausblick auf die Prager Burg genießen können – laut dem Guinness-Buch der Rekorde handelt es sich um den größten, zusammenhängenden Burgkomplex der Welt und um das meistbesuchte tschechische Denkmal überhaupt.
Karlsbrücke, Prager Brücke oder Steinbrücke?
Alle drei Bezeichnungen sind korrekt. Die Bezeichnung Karlsbrücke entstand jedoch nicht direkt beim Bau dieses Bauwerkes. In der Vergangenheit wurde sie lange Zeit einfach Prager Brücke genannt, denn damals war sie die einzige Brücke in Prag. Außerdem kam auch die Bezeichnung Steinbrücke in Gebrauch. Der vom ihrem Begründer abgeleitete Name Karlsbrücke kam erst Ende des 19. Jahrhunderts auf.Eine Galerie unter freiem Himmel
Beim Bummel über die Brücke wandelt man durch eine ganze Galerie von Barockstatuen und Statuengruppen unter freiem Himmel. Die Ausschmückung der Brücke stammt aus den Ateliers berühmter Künstler jener Zeit. So arbeiteten der grandiose Bildhauer Matthias Bernhard Braun (Autor der Skulpturen im barocken Hospital Kuks (Kukus), Johann Brokoff sowie dessen Sohn Ferdinand Maximilian Brokoff an ihr.
Auf der 500 Meter langen Brücke stehen nicht weniger als dreißig Statuen bedeutender Heiliger, von denen die Statue des heiligen Nepomuk die bekannteste ist. Auch die beiden zum Schutz der Brücke erbauten mittelalterlichen Brückentürme sind von hohem künstlerischem Wert. Kleinseitner Brückenturm und Altstädter Brückenturm. Von ihren Aussichtsgalerien aus hat man einen atemberaubenden Blick auf die fließende Moldau und das historische Stadtzentrum.
Legenden und Sagen
Alte Sagen haben bis heute ihren Reiz. Die älteste Legende über die Karlsbrücke ist mit der feierlichen Eröffnung ihres Baus verbunden. Angeblich soll Karl IV. höchstpersönlich ihren Grundstein gelegt haben, und zwar auf Anraten seiner Astrologen am 9. Juli 1357, genau um 5 Uhr und 31 Minuten.
Dieser besondere Augenblick wurde noch von der richtigen Konstellation des Sternbilds des Löwen, dem Symbol der böhmischen Könige und dem hell leuchtenden Mars, dem Planeten der Großtaten und Krieger bestärkt. Und noch mehr. Es entstand so eine Folge ungerader Zahlen von eins bis neun und umgekehrt (1-3-5-7-9-7-5-3-1), ein sog. Palindrom. Wie Sie solche Worte, Sätze oder Sequenzen auch lesen, ob in üblicher Weise oder rückwärts, sie lauten gleich.
Eine weitere Legende berichtet, man habe zur Festigung des Mörtels Eier verwendet. Diese Legende wurde vor einigen Jahren leider durch eine Analyse des Baumaterials widerlegt. Dabei zeigte sich jedoch, dass die mittelalterlichen Erbauer Wein und Milch beimengten.
Bei einem Bummel über die Karlsbrücke können Sie sich selbst davon überzeugen, dass sie zu Recht als eines der schönsten Bauwerke der Welt gilt. Alles über die Karlsbrücke erfahren Sie im Museum der Karlsbrücke, das Sie in der Kreuzherrenkirche (auch Kirche des hl. Franz von Assisi genannt) hinter dem Altstädter Brückenturm finden.
Wussten Sie, dass...? oder Wissenswertes aus der Geschichte der Karlsbrücke
Bis zum Jahre 1841, als die Kaiser-Franz-I.-Brücke fertiggestellt wurde, war die Karlsbrücke die einzige Verkehrsverbindung über die Moldau in Prag.
Ab dem Jahr 1883 fuhr auf der Brücke eine Pferdestraßenbahn. Diese wurde im Jahr 1905 durch eine elektrische Bahn und im Jahr 1908 durch den Autobus ersetzt. Der Automobilverkehr auf der Brücke endete erst im Jahr 1965.
Die sitzende Statue Karls IV. am Altstädter Brückenturm hat die tatsächliche Gestalt des größten böhmischen Herrschers und des Gründers der Brücke.
Der Kleinseitner Brückenturm ist der älteste Teil des Brückenkomplexes. In seinem Fundament war er Bestandteil der ursprünglichen Judithbrücke.
Die Originale der auf den Pfeilern der Karlsbrücke stehenden Statuen befinden sich im unterirdischen Saal Gorlice in den Kasematten innerhalb der Mauern der Prager Festung Vyšehrad oder im Lapidarium des Nationalmuseums.
Im Sommer 2022 wurde die Karlsbrücke zu den Stars auf Instagram hinzugefügt. Auf der Rangliste der weltweit beliebten Orte mit der größten Anzahl der Posts belegte sie den 10. Platz. Laut den Rezensionen auf dem Portal TripAdvisor und einer Studie der britischen Gesellschaft Kuoni, die hunderttausende Rezensionen analysierte, liegt die älteste Prager Brücke unter den schönsten Denkmälern der Welt auf dem 6. Rang.
- Die Karlsbrücke ist die zweitälteste erhaltene Brücke in Tschechien. Die älteste ist die Brücke in Písek.