Samtene Revolution und Feiern zum Jahrestag
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Das kommunistische Regime wurde in der damaligen Tschechoslowakei durch die
Massendemonstrationen im ganzen Land gestürzt. Diese nahmen ihren Anfang am
17. November 1989, als die Staatssicherheit mit voller Härte gegen eine friedliche Studentendemonstration vorging. Es gab zwar Dutzende Verletzte, jedoch keine Todesopfer, und daher erhielt der Umbruch später den Beiname
Samtene oder auch
Sanfte Revolution. In diesem Jahr werden in
Prag in der Straße
Národní třída – der Straße, wo alles begann – und auf dem Stadtplatz
náměstí Václava Havla beim Nationaltheater im Rahmen des Events „
Díky, že můžem!“ (frei: Danke, dass wir können!) Dutzende
Konzerte, Theatervorstellungen, Autorenlesungen der literarischer Werke des ehemaligen politischen Häftlings und späteren tschechischen Präsidenten Václav Havel,
Ausstellungen sowie
Kinderprogramme angeboten. In den Abendstunden wird das musikalische Programm im
Rock Cafe fortgesetzt. Der Musikclub entstand kurz nach der Revolution als spontane Reaktion von Musikern und Künstlern aus dem einstigen Dissens auf die neue Freiheit in der Musikszene.
Prager Denkmäler und Museen
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Sollen Sie
Prag besuchen, die Feierlichkeiten zum 17. November jedoch nicht schaffen, dann unternehmen Sie doch einen Spaziergang durch die
Kleinseite und den Park auf der Anhöhe
Petřín. Am Fuße der Anhöhe steht das eindrucksvolle Denkmal für die
Opfer des kommunistischen Regimes in Form der Statuengruppe des unlängst verstorbenen Bildhauers Olbram Zoubek. Die Statuen korrodieren langsam und symbolisieren so die Entschlossenheit und Ausdauer der politischen Häftlinge, die insbesondere in den 1950er Jahren die Gefängnisse und Arbeitslager füllten. Eine sehr gut aufbereitete Ausstellung über das ehemalige Regime bietet das
Museum des Kommunismus (Muzeum komunismu), unweit des
Wenzelsplatzes. Das Museum präsentiert den Alltag derjenigen Menschen, die abgehört und politisch verfolgt wurden. Sie erfahren, wie der Geheimdienst und die Staatspropaganda arbeiteten.
Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Das kommunistische Regime stellte in den 1950er Jahren nicht nur die politische Szene auf den Kopf, sondern wirkte sich auch massiv auf die Kunst und Architektur aus. Aus der Sowjetunion wurde der Kunststil namens
Sozialistischer Realismus übernommen. Maler stellten Szenen aus dem Dorfleben oder der Schwerindustrie dar, und anstatt der Abstraktion wandte man sich dem aus der Praxis des 19. Jahrhunderts hervorgehenden Realismus zu. Einzig mit dem Unterschied, dass auf den Gemälden Frauen beim Härten von Stahl oder Männer beim Mähdreschen auf riesigen Feldern dargestellt wurden. Diese Ideologie spiegelte sich auch in der Architektur wider. In
Prag finden Sie heute noch ein ganzes Stadtviertel, das nach den Plänen des
sozialistischen Realismus erbaut wurde. Erwähnenswert ist auch das
Hotel International, die kleinere Kopie der Moskauer Hochhäuser. In noch größerem Umfang wurde dieser Stil in
Ostrava-Poruba umgesetzt, wo ein ganzes Stadtviertel für fast 50 000 Menschen errichtet wurde. Heute steht es als das Erbe dieser Epoche unter Denkmalschutz.
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In der Ära der kommunistischen Diktatur wurde jedoch nicht nur nach Moskauer Vorbild gebaut. In den 1960er Jahren herrschte politisches Tauwetter und junge Architekten ließen sich von dem damals im Westen modernen Architekturstil, dem
Brutalismus, inspirieren. Die Bauten waren wuchtig und typischerweise aus
Beton, Glas und
Stahl erbaut. Dieser Stil ließ die Baustoffe absichtlich unbearbeitet, wobei die weitflächigen unbearbeiteten Wandflächen mit verglasten Konstruktionen oder kleinen Fenstern kontrastierten. Die Gebäude waren bei vielen Menschen unbeliebt, doch heute finden sie langsam ihren Platz in Architektur-Lehrbüchern und man spricht darüber, sie unter Denkmalschutz zu stellen. In
Prag können Sie beispielsweise das
Neue Gebäude des Nationalmuseums oder das Kaufhaus
Kotva in der
Altstadt, und in
Karlsbad wiederum das Hotel
Thermal bewundern, wo jedes Jahr im Frühsommer das
Internationale Filmfestival Karlovy Vary stattfindet.