Der Sozrealismus und Ostrava-Poruba
Der Stalinbarock alias Sozrealismus brachte den abgefallenen Geschmack der sowjetischen Architekten der zweiten Reihe in die Tschechoslowakei. Der offizielle Stil der kommunistischen Ära wurde hauptsächlich im Ostrauer Stadtteil Poruba angewandt. Den Grundriss der Straßen und Plätze bildet ein regelmäßiges Netz voller rechter Winkel. Die Blöcke sind gleich hoch und sie bilden fast geschlossene Komplexe von hellen sandfarbenen Wohnhäusern mit weitläufigen Höfen, die typisch für eine russische Stadtbebauung sind. In der Architektur des Sozrealismus werden Reihen von tatsächlichen sowie angedeuteten klassizistischen Säulen, dreieckige sowie abgestufte Giebel und auch historisierende Kompositionen in den Fassaden der Häuser wiederholt, die nationale Motive und den Nachkriegsaufbau des neuen Landes feiern. Trotzdem hat der Sozrealismus nicht nur Negatives; zu den positiven Elementen gehören weiträumige Boulevards, ausreichend Grünanlagen sowie ein traditionelles System an Straßenblöcken. Das Wohnen in Ostrava-Poruba ist so definitiv angenehmer als zum Beispiel das Leben in den Plattenbausiedlungen.
Der Sozrealismus in Prag
Der Sozrealismus fand den Weg auch nach Prag, wo das bekannteste Bauwerk dieses Stils das Hotel Crowne Plaza in Podbaba ist. Das Hotel, das unter der direkten Aufsicht der damaligen Regierung entstand, war genau wie der Warschauer Palast der Kultur und Wissenschaft eine verkleinerte Kopie von sieben ähnlichen Monumentalbauten in Moskau. Der überhaupt größte Turmbau der damaligen Zeit misst 88 Meter, hat 16 Stockwerke und wurde im Jahre 1954 fertig gestellt. Ein Beispiel der Architektur des späten Sozrealismus ist das Hotel Jalta auf dem Wenzelsplatz; in den luxuriösen Innenbereichen finden Sie von ihm jedoch keine Spuren mehr.