Auf dem Weg zu den tschechischen Adventstraditionen
In zwei Teilen stellen wir Ihnen diejenigen tschechischen Haupttraditionen und Bräuche, die manchmal älter sind, als die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen reichen. Obwohl das Christentum auf das Gebiet des heutigen Tschechiens die Missionare die Heiligen Kyrill und Method vor 1150 Jahren mitgebracht haben, insbesondere in den traditionellen Volkssitten sind die Heidenwurzeln der Wintersonnenwendefeier bemerkbar.

Advent

Bereits ab dem 11. Jahrhundert stellt Advent die Vorbereitung auf die Weihnachtsfeiertage dar und beginnt vier Wochen vor dem Heiligenabend. Der wichtigste Tag der Woche ist immer der Adventssonntag, wann nach und nach alle vier Kerzen auf dem Adventskranz angezündet werden. Der Advent war zu vergangenen Zeiten die Fastenzeit, die mit beliebten Volkssitten verbunden war. Mit der schönsten Jahreszeit sind traditionelle Bräuche verbunden, wie Backen des Kleingebäcks, Dekorationsherstellung aus Dörrobst, Stroh und Nüssen, Bleigießen und Weissagen der Zukunft, Aufhängen des Mistelzweiges über die Tür und  ein Kuss darunter für Glück, schwimmende Nussschalen mit kleinen Kerzen oder Bauen der Weihnachtskrippen.

Der heilige Andreas weissagt

Das erste Adventsereignis war die Weissagung am Feiertag des heiligen Andreas, also am 30. November. Es wurde Blei gegossen und die ledigen Mädchen gingen um Mitternacht am Zaun zu rütteln. Und haben geschaut, ob jemand kommt. Aus welcher Seite sie Schritte hörten, aus der Seite der Bräutigam kommen sollte.

Barbaratag – Zweige als auch Frauen

Am Tag der heiligen Barbara, am 4. Dezember, wurde mit dem ersten Sonnenstrahl der Zweig eines Kirschenbaumes abgeschnitten, der mindestens zehn Jahre alt war. Falls der Zweig, die sogenannte Barbara, am Heiligenabend aufgeblüht hat, hat dies bedeutet, dass das unverheiratete Mädchen im nächsten Jahr den Bräutigam findet. Noch am Anfang des 20. Jahrhundert gingen am Vorabend des Barbaratages junge Mädchen barfuß, mit aufgelöstem Haar und in weißes Kleid angezogen. Sie haben die Kinder mit einem großen Kürbis mit Kerze gespuckt und dunkle Mächte aus den Häusern vertrieben. Für die braven Kinder haben sie Kleingebäck und Obst gebracht, die bösen Kinder haben sie mit einem Besen ausgezahlt.  

Der heilige Nikolaus beschenkt

Die Tradition des heiligen Nikolausblieb bis zu den heutigen Zeiten erhalten. Der Nikolaus wurde im 3. Jahrhundert in der Südtürkei geboren und es geht eine Reihe Legenden von ihm. In den Städten sowie in den Dörfern war von dem 15. Jahrhundert eine Gewohnheit, am Vorabend des Feiertages des heiligen Nikolaus am 5. Dezember die den Faschingszügen ähnlichen Züge zu veranstalten. Unter den Masken, die den heiligen Nikolaus von Haus zu Haus begleiteten, fehlten nicht Dragoner, Schornsteinfeger, Schinder, Türken, Sensenmann, Engel und Teufel. Bis zu heutigen Tagen sind von dem Maskenzug nur noch drei Figuren übriggeblieben, Nikolaus, Engel und Teufel, die in Heime kommen und brave Kinder beschenken.

Der heilige Ambrosius mit Besen

Am 7. Dezember, am Gedenktag des heiligen Ambrosius, wurde dieser Brauch dort hochgehalten, wo die Kirche diesem Heiligen eingeweiht wurde. Ein Mann hat sich als Ambrosius in ein langes weißes Hemd und schwarze spitzige Mütze mit einem Schleier über das Gesicht verkleidet. In einer Hand hatte er einen Bündel mit Süßigkeiten und in anderer Hand einen mit Papier beklebten Besen. Beim Dunkelwerden wartete Ambrosius bei der Kirche auf die Kinder. Die Kinder haben ihm heldenmütig zugerufen, der Ambrosius hat sie dafür um die Kirche herumgetrieben. Hier und da hat er eine Süßigkeit auf den Boden verstreut. Wer sie vom Boden aufgehoben hat, der hat einen Schlag mit dem Besen gekriegt.

An Sankt Lucia ist der Abend dem Morgen nah

Die letzte bedeutende Person des Adventes war die heilige Lucia. Die Heilige wurde 284 geboren. Nachdem sie die Heirat geweigert hat, wurde Lucia zur Prostitution verurteilt und ihr wurde die Kehle abgeschnitten. Am 13. Dezember, am Tag der heiligen Lucia, war zur Zeiten der Gültigkeit des älteren julianischen Kalenders die Wintersonnenwende. Aus dieser Zeit stammt das Sprichwort „An Sankt Lucia ist der Abend dem Morgen nah“. An dem Feiertag war das Weben und Federschleißen streng verboten. Lucia, Frauen in weißen Mänteln und mit Kerze in der Hand, haben die Haushalte besucht und kontrolliert, ob jemand das Verbot nicht verletzt. Das Gesicht wurde von einer Holz- und Papiermaske verhüllt, die an einen Storchenschnabel erinnert hat, der unangenehm klapperte. Lucia hat gegen die Tür geschlagen und ausgesprochen: „ich komme, ich komme, ich mach den Abend dem Morgen nah“.