Die Tschechische Republik besticht neben wunderschöner Natur auch mit ihrer ereignisreichen Geschichte der Industrialisierung. Einst gehörten die böhmischen Länder sogar zu den hochentwickelten Industrieländern und so ist es nicht verwunderlich, dass dieses industrielle Erbe heute noch allgegenwärtig ist. In ehemaligen Industriebauwerken finden Sie heute renommierte Theater, Museen und Kulturzentren, und Sie können sogar ehemalige Hüttenwerke sowie eine Abwasserkläranlage besichtigen.
Prager Bauwerke mit historischem Charme
Die ehemalige Ziegelei Hergetova Cihelna ist ein stilvoll eingerichtetes Restaurant am Moldauufer in Prag. Einwohner sowie Touristen finden sich hier ein, um kreative Varianten beliebter tschechischer sowie internationaler Gerichte, Salate für Gourmets sowie frische Meeresfische und weitere kulinarische Highlights zu genießen. Daneben finden Sie hier auch das Franz-Kafka-Museum sowie Ausstellungs- und Präsentationsräume. Vom gemütlichen Gastgarten am Moldauufer eröffnet sich Ihnen ein schöner Ausblick auf die Karlsbrücke und auf das sog. „Venedig“, wie ein Teil des Čertovka-Kanals genannt wird. Man würde kaum glauben, dass hier in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mehr als 50 Jahre lang Ziegel gebrannt wurden.Das Gebäude der ehemaligen Sova-Mühlen aus dem 15. Jahrhundert hat sich im Zuge eines verheerenden Brandes im Jahr 1896 und der 100 Jahre später vorgenommenen umfassenden Rekonstruktion in das Kampa-Museum verwandelt. Heute finden Sie hier eine Sammlung der mitteleuropäischen Moderne und Sammlungen der Werke des tschechischen kubistischen Bildhauers Otto Gutfreund sowie des Vorreiters der abstrakten Kunst František Kupka.
Die alte Abwasserkläranlage in Prag – Bubeneč wurde zwischen 1901 und 1906 erbaut und diente bis 1967 ihrem Zweck. Heute können Sie hier an der unkonventionellen Führung durch das Areal der ehemaligen Kläranlage teilnehmen. Die Besichtigungen werden nur mit einem Fremdenführer angeboten, wobei wir Ihnen die Teilnahme auf jeden Fall empfehlen können. Neben historischen Räumlichkeiten sehen Sie auch die Überreste der alten technologischen Anlagen sowohl für die Klärung des Abwassers und den damit zusammenhängenden Betrieb als auch für den eigentlichen Antrieb der Maschinen (Räume mit dem Dampfkessel und Heizkessel). Weiter sehen Sie auch die Original-Baupläne, historische Fotografien von den Bauarbeiten und ein Filmdokument aus dem Jahr 1943. Sie können außerdem die Fahrt in einem Raftingboot durch den unterirdischen Bereich, den gesicherten Aufstieg auf den Schornstein sowie köstlichen Kaffee im hiesigen Café Továrna bestellen.
Im Prager Stadtviertel Holešovice steht das Kulturzentrum La Fabrika. Heute wird das Gebäude multifunktionell genutzt und neben Theatervorstellungen, Konzerten, Ausstellungen, Filmvorführungen, Multimedia-Präsentationen, Performances, Vorträgen und Workshops finden hier auch Akrobatik-Vorstellungen statt. Dort angekommen würden Sie nie erraten, dass sich hier bis Ende der 1980er Jahre eine Kunstguss-Gießerei befand. Eine weitere Fabrik, die zu einem multifunktionellen Raum umgebaut wurde, heißt heute DOX – Zentrum für zeitgenössische Kunst. Nicht nur das angebotene Programm mit Ausstellungen und zahlreichen Events ist attraktiv, sondern auch der elegante hölzerne Zeppelin Gulliver, der auf dem Fabrikdach gelandet ist und als Veranstaltungsort für Kulturevents dient.
Industriearchitektur außerhalb Prags
Perlen der Industriearchitektur finden Sie auch außerhalb der Hauptstadt. In der nordmährischen Metropole Ostrava finden Sie ein Weltunikat. Dolní Vítkovice ist der Name des weitläufigen Industriegeländes der Witkowitzer Eisenwerke mit dem einzigartigen Ensemble von Bauwerken der Industriearchitektur. Die Hüttenwerke wurden bereits Mitte September 1830 in Betrieb genommen! 1998 wurde der Betrieb dann eingestellt und heute können Sie hier drei aneinander anknüpfende Komplexe besichtigen – das Schwarzkohle-Bergwerk, die Kokerei und den Hochofen. Daneben bietet das Areal einen Aussichtsturm, eine Bar und das Café Bolt Tower. Sehenswert ist auch die moderne multifunktionelle Aula Gong, die durch den Umbau eines ehemaligen Gasometers entstanden ist.Im Zentrum der westböhmischen Stadt Pilsen, im ehemaligen Depot der städtischen Verkehrsbetriebe finden Sie das multifunktionelle Areal DEPO2015. Der Eintritt ist frei, und neben einer Tasse Kaffee und einer Kleinigkeit zu essen gibt es hier die Gelegenheit, interaktive Ausstellungen und den Community-Garten zu besichtigen und ein Konzert oder eine Theatervorstellung zu besuchen. Gleichzeitig wurde hier viel Raum für Büroflächen zum Vermieten, Künstlerateliers und für Residenzkünstler geschaffen.