Stadtbummel durch Prag mit Karl IV.
Welche Orte in Prag würde seine Majestät Ihnen zeigen, wenn sie in die Rolle Ihres Stadtführers schlüpfen würde?

Das Haus „Zur Steinernen Glocke“: das Geburtshaus Karls IV.

Beginnen wir unseren Spaziergang mitten im historischen Zentrum von Prag, auf dem Altstädter Ring. An seiner Ostseite steht das Haus „Zur Steinernen Glocke“, ein prachtvolles gotisches Haus aus dem 13. Jahrhundert mit dem Hauszeichen an der Ecke. Hier wohnten die Eltern Karls IV., Johann von Luxemburg und Elisabeth von Böhmen, da die Prager Burg zu der Zeit infolge einer Feuersbrunst nicht bewohnbar war. In diesem Haus kam vermutlich am 14. Mai 1316 der künftige Herrscher zur Welt. Auch die historischen Innenräume, in denen die Städtische Galerie Prag Ausstellungen veranstaltet, können besichtigt werden.

Die Karlsbrücke: Prags älteste Brücke

Die Karlsbrücke, ursprünglich unter dem Namen Prager Brücke oder Steinerne Brücke bekannt, trägt heute den Namen ihres Gründers, des Kaisers Karl IV. Die Astrologen haben für ihren Herrscher sogar den günstigsten Zeitpunkt für ihre Grundsteinlegung berechnet; er fiel auf den 9. Juli 1357, 5 Uhr und 31 Minuten, als die Zeitangabe eine auf- und absteigende Reihe von ungeraden Zahlen bildete: 1-3-5-7-9-7-5-3-1. Die Brücke ist 518 m lang, knapp 10 m breit und ruht auf 16 Pfeilern. Sie wurde aus Sandsteinblöcken erbaut, einer Legende zufolge wurden dem Mörtel auch Milch und Wein beigemischt. Heute zieren dreißig Figuren und Figurengruppen die Brücke, sie dient ausschließlich dem Fußgängerverkehr. Alles Wissenswerte über ihre Geschichte können Sie im Karlsbrückenmuseum erfahren, das sich auf dem Kreuzherrenplatz in unmittelbarer Nähe des Altstädter Brückenturmes befindet.

Der Altstädter Brückenturm: eine Ahnengalerie der Luxemburger

Das Eingangstor zur Karlsbrücke von der Altstadtseite, das schönste gotische Tor Europas, wurde noch vor dem Jahre 1380 vollendet. Sein reicher Figurenschmuck ist eine symbolische Verherrlichung der Regierungszeit der Luxemburger Dynastie; man findet hier sowohl die Gestalten der Erbauer des Tors, des Königs Karl IV. und seines Sohnes Wenzel IV., als auch die Statuen der Heiligen Adalbert und Sigismund, der Schutzpatrone des Königreichs Böhmen –und des Heiligen Veit, des Schutzpatrons des Prager Doms und der Brücke.

Die Statue Karls IV. auf dem Kreuzherrenplatz

Nur ein paar Schritte vom Altstädter Brückenturm befindet sich das Denkmal Karls IV., das im Jahre 1848,  anlässlich des 500. Jahrestags der Gründung der Karls-Universität, errichtet wurde. Der Kaiser stützt sich mit einer Hand auf ein Schwert, in der anderen hält er die Gründungsurkunde der Universität. Um ihn herum stehen Allegorien der damaligen vier Fakultäten und vier bedeutende Persönlichkeiten - Freunde und enge Mitarbeiter des Kaisers: Ernst von Pardubitz, Johann Očko von Wlašim, Matthias von Arras und Benesch von Weitmühl.

1348: das Jahr der Universität und der Prager Neustadt

Das Jahr 1348 wird in allen tschechischen Geschichtsbüchern als ein für Karl IV. äußerst erfolgreiches und fruchtbares Jahr erwähnt. Im März wurde auf seine Veranlassung hin mit dem Bau der Prager Neustadt begonnen, deren Zentrum der heutige Karlsplatz ist. Später legte der Kaiser auch den Grundstein für die Burg Karlstein und ein Benediktinerkloster, das „Na Slovanech“ oder „Emmauskloster“ genannt wird. Im April 1348 wurde die „Prager Hohe Lehranstalt“ gegründet, die erste Universität Mitteleuropas, die heute den Namen ihres Gründers trägt: Karls-Universität. Der Kern des Gebäudekomplexes in der Prager Altstadt ist das Karolinum, das älteste erhaltene Universitätskolleg. In seinem größten Saal finden feierliche Promotionen und festliche Versammlungen statt, gelegentlich werden Räumlichkeiten des Karolinums im Rahmen von Ausstellungen und Konzerten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. An die Zeit Karls IV. erinnert auch ein prächtiger gotischer Erker, der an der Ecke der Straße Železná ulice und des Platzes Ovocný trh (Obstmarkt) aus dem Gebäude hervorragt.

Die Prager Burg und  der St.-Veits-Dom

Ein Verdienst Karls IV. ist auch der Wiederaufbau des alten Königspalastes auf der Prager Burg. Gemeinsam mit den Baumeistern Matthias von Arras und Peter Parler hat er sich auch um den Bau des St.-Veits-Doms verdient gemacht, der die Zeit der Hochgotik in der Prager Architektur verkörpert. Der König ließ auch eine neue Königsgruft bauen, in der die Gebeine der böhmischen Könige und kirchlicher Würdenträger bestattet wurden. Als Herzstück des Doms gilt jedoch die Wenzelskapelle. An der in das Nordportal eingesetzten Tür kann man den bronzenen Ring sehen, den der heilige Wenzel angeblich kurz vor seinem Tode ergriff. Die Pforte in der südwestlichen Ecke der Kapelle führt zur Kronkammer, in der die böhmischen Kronjuwelen aufbewahrt werden.

Ihre kaiserliche Majestät in der Wallenstein-Reiterschule

Als eine herausragende Persönlichkeit der europäischen politischen und Kulturgeschichte, die es auf das Vorzüglichste verstand, bildende Künste und Architektur zur Verbreitung der Kaiserwürde einzusetzen, wird Karl IV. auf der Bayerisch-tschechischen Landesausstellung vorgestellt, die zu seinem 700. Geburtstag in Zusammenarbeit mit der Nationalgalerie veranstaltet wird. Sie können sie von Mitte Mai bis Ende September 2016 in der ehemaligen Waldsteinschen Reiterschule auf der Prager Kleinseite besuchen.
Auch in Karlsbad, dem berühmten von Karl IV. gegründeten Kurort, werden Feierlichkeiten vorbereitet. Zudem wird durch viele Orte Tschechiens eine Ausstellung wandern, in der meisterhafte Repliken der böhmischen Kronjuwelen gezeigt werden.