Jan Švankmajer: Der letzte lebende Surrealist

Prägnant herausgearbeitete, albtraumhafte Geschöpfe, Reliqienschreine mit Schweineohren oder das Fabelwesen Žvahlav (Jabberwocky) aus dem Buch Alice hinter den Spiegeln (1871). Der weltbekannte bildende Künstler, Filmemacher, Puppenspieler und Animator Jan Švankmajer sieht seinem 90. Geburtstag entgegen und ist schöpferisch immer noch sehr aktiv. Der letzte wirklich große, europäische Surrealist, der vom legendären amerikanischen Künstler und Filmregisseur Tim Burton nahezu vergöttert wird, zeigt bis zum 4. August 2024 seine (un)wirkliche Welt in der Galerie GASK in Kutná Hora.

Herrliches Kutná Hora

Die Stadt Kutná Hora (Kuttenberg), eine knappe Autostunde von Prag entfernt und unter dem Schutz der UNESCO stehend, wie auch die eigentlichen gewaltigen Räume der Galerie der Region Mittelböhmen GASK im einstigen Jesuitenkolleg sind einen Besuch wert. Wenn Sie noch die Einzigartigkeit der Kunst von Jan Švankmajer hinzurechnen, haben Sie auf einen Schlag einen von Kultur, Geschichte und schließlich auch gutem Essen geprägten Ausflugstag. Nicht auslassen dürfen Sie den Besuch des wundervollen Doms der hl. Barbara, der mittelalterlichen Silberbergwerke oder auf dem Wege nach Kutná Hora, im Dorf Kaňk, eines der besten hiesigen Restaurants - Na Pašince. Einen Blick auf weitere außerordentlich interessante Galerien in Tschechien können Sie hier werfen.

Surrealistische Gauklerei

Die Ausstellung Disegno Interno stellt alle Schaffensbereiche Švankmajers vor: von Collagen, über Objekte und Buchillustrationen bis hin zu spiritistischen, spirituellen Zeichnungen, Objekten, Animationen, Filmen und von afrikanischen Ritualen inspirierten sog. Fetischen.

Ein langer Raum verwandelte sich in eine Art von obskurem, naturwissenschaftlichem Kabinett mit einer fiktiven Fauna und Flora, mit wundersamen Ungeheuern aus Muscheln, Eiern oder Geweihen, ergänzt durch Federn oder angeschlagenes Geschirr. Achate entwachsen einem Hemd und mineralisierte Schuhe huldigen einem anderen Giganten, dem belgischen Surrealisten René Magritte.

Die Kindheit als unerschöpfliche Inspiration

In der Galerie GASK sehen Sie ferner zahlreiche wertvolle Exponate aus Švankmajers persönlichem Kuriositätenkabinett, der sog. Kunstkammer, die er im Böhmerwald auf dem Schloss in Horní Staňkov einrichtete. Die Sammlung umfasst neben gefundenen oder gekauften Gegenständen die Kunst der Naturvolksstämme aus Afrika und Polynesien. Der Hauptpreisträger der Festivals in Cannes und Berlin (Berlinale) macht kein Geheimnis daraus, mit der Kindheit in seinem Innern nie gebrochen zu haben und mit ihr einen ständigen Dialog zu führen.

Švankmajers Möglichkeiten des Dialogs

Unterhaltsam sind auch die taktilen Objekte (zum Anfassen), die man berühren DARF!, wobei auch seine Filme, die Sie in der Galerie GASK sehen können, zeitlos wirken. Gerade die Filme machten Švankmajer in aller Welt berühmt.

Raum im Jesuitenkolleg erhielt auch Švankmajers zwischenzeitlich Frau, die Künstlerin Eva. Die Inhaberin prestigeträchtiger Preise hatte einen besonderen Sinn für Humor. Unter anderem malte sie den lächelnden Rembrandt ohne Zähne. Sie legte sie ihm schön beiseite...

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