Johannes von Pomuk, Johannes (von) Nepomuk, „Johánek“: All diese Namen beziehen sich auf einen der wenigen böhmischen römisch-katholischen Heiligen. Er wurde um das Jahr 1340 (oder später) in Westböhmen geboren und starb am 20.03.1393 in Prag. Der Priester und Sekretär des Prager Erzbischofs gehört heute zu den tschechischen Schutzheiligen. Doch wer war er eigentlich? Und wo finden wir seinen Nachlass?
Geburt und Kindheit
Johannes von Nepomuk wurde rund um das Jahr 1340 in Pomuk, einer Stadt in Westböhmen in der Nähe von Pilsen geboren. Der traditionellen Überlieferung nach erblickte er an der Stelle das Licht der Welt, wo heute die Barockkirche des hl. Johannes von Nepomuk steht. Damals stand hier sein bescheidenes Geburtshaus. Sein Vater war ein in Pomuk wirkender Ortsrichter. Johannes studierte zunächst im nahe gelegenen Kloster, dann an der neu gegründeten Prager Hochschule, der heutigen Karlsuniversität, und schließlich an der Universität in Padua.Berufslaufbahn und Tod
Johannes von Pomuk, wie seine eigenhändige Unterschrift lautete, arbeitete als Notar, Vikar, Kanoniker sowie als Advokat. Er machte sich seine erworbene Bildung zunutze und bekleidete immer angesehenere Ämter. 1389 ernannte ihn der Prager Erzbischof zu seinem Generalvikar. Da er keiner Adelsfamilie entstammte, erreichte er damit den Höhepunkt seiner Berufslaufbahn, da höhere Ämter nur von Menschen mit aristokratischer Abstammung bekleidet werden durften. Damit geriet Johannes jedoch in eine prekäre Situation, da es damals zu machtpolitischen Auseinandersetzungen zwischen dem Prager Erzbischof und dem böhmischen König kam. Er lebte in turbulenten Zeiten mit immer wieder aufflammenden Glaubenskriegen, die schließlich zur gesamteuropäischen Reformation der katholischen Kirche führten. Die Auseinandersetzung zwischen dem König und dem Erzbischof eskalierte im Jahr 1393, worauf Johannes auf des Königs Befehl auf der Prager Burg verhaftet und zu Tode gefoltert wurde. Laut den neuesten Forschungsergebnissen aus dem 20. Jahrhundert ist er tatsächlich der Folter erlegen. Sein Leichnam wurde von der Karlsbrücke in die Moldau geworfen.Legende und Heiligsprechung
Wenige Jahre nach seiner Bestattung tauchen in Chroniken die ersten Berichte über Wunder, die er nach seinem Tod vollbracht haben soll, und über sein Märtyrertum auf. Und rund 100 Jahre nach seinem Tod wurde die wohl berühmteste Legende über ihn verbreitet, und zwar, dass Johannes der Königin die Beichte abnahm und deshalb zu Tode gefoltert wurde, weil er sich weigerte, das Beichtgeheimnis zu brechen. Die Verehrung Johannes von Nepomuks erreichte ihre Blüte erst im 17. Jahrhundert, als ihm geweihte Kreuzwege und Kirchen errichtet wurden und er zum Patron der Ehre, des Beichtgeheimnisses, der Schiffs- und Floßbauer sowie, zusammen mit dem hl. Wenzel, zu einem der böhmischen Schutzheiligen ernannt wurde. Am 31. Mai 1721, also mehr vor 300 Jahren, wurde er seliggesprochen.Denkmäler zu Ehren Johannes von Nepomuk
Welche Orte sind mit Johannes von Nepomuk verbunden? Primär natürlich sein Geburtsort – die Stadt Nepomuk in Westböhmen mit historischen Denkmälern, wie der Kirche des hl. Johannes von Nepomuk, wo anlässlich seiner Geburt und seines Todes feierliche Gottesdienste abgehalten werden, dem Erzbischöfliche Palast und der Grünberger Post mit Oldtimermuseum.Eine weitere Gedenkstätte ist die Karlsbrücke in Prag, von der sein Leichnam in den Fluss geworfen wurde. Heute stehen an dieser Stelle ein Kreuz und eine Statue, deren Berührung angeblich Glück bringen soll. Was, wenn es wirklich funktioniert? Wobei wir Ihnen nicht vorenthalten können, dass dieser Brauch erst Beginn der 1990er Jahre aufkam, als Prag von den Touristen entdeckt wurde. Aber man weiß ja nie. Vielleicht ist es doch einen Versuch wert!
Das Grab des hl. Johannes von Nepomuk finden Sie im Veits Dom auf der Prager Burg. Sollten Sie sich für einen Besuch entscheiden, dann wird Ihnen das Grab bestimmt nicht entgehen! Das monumentale, aus Silber gegossene Hochgrab befindet sich im südlichen Umgang im Chor der Kathedrale. Seine heutige Gestalt erhielt die Grabstätte Mitte des 18. Jahrhunderts.
Zu den berühmtesten Spuren dieses Heiligen gehört die Wallfahrtskirche des hl. Johannes von Nepomuk in Žďár nad Sázavou in der Region Vysočina. Die Kirche ist zwar nicht mit seinem Leben verbunden, wurde jedoch ihm zu Ehren gebaut und geweiht. Die Kirche ist in der UNESCO-Welterbeliste eingetragen. Erbaut Beginn der 1720er Jahre handelt es sich um eines der bedeutendsten Werke von Johann Blasius Santini-Aichl, der das damals moderne Barock mit Elementen der Gotik verband. Sie werden weltweit keinen ähnlichen Bau finden! Das Gebäude fasziniert bis heute mit der Symbolik der Nummer fünf, die aus den Legenden über Johannes von Nepomuk hervorgeht. Beispielsweise hat der Grundriss die Form eines fünfzackigen Sterns, die Kirche hat fünf Ausgänge, fünf Altarräume, zweimal fünf Kapellen rund um den zentralen Bau und fünf Sterne sowie fünf Engel am Hauptaltar. Dies alles soll die fünf Buchstaben im lateinischen Wort „tacui“ (ich habe geschwiegen) und die fünf Sterne im Heiligenschein des Märtyrers symbolisieren, die angeblich nach dessen Tod in der Moldau erschienen sind.
Wenn Sie auf Ihren Reisen durch die Tschechische Republik abseits der Autobahnen unterwegs sind, dann wird Ihnen noch ein bedeutendes Landschaftselement auffallen, das sehr oft mit der Verehrung des hl. Johannes von Nepomuk in Verbindung gebracht wird, und zwar dessen Barockstatuen entlang Wege und Straßen. Wegkreuze, Wegkapellen und Statuen zu Ehren des hl. Johannes von Nepomuk wurden an Kreuzungen, an Raststationen, am Rand von Dörfern und Siedlungen ... also fast überall gebaut. Die tschechische Landschaft ist von historischen Wegen samt ihren Markierungen durchzogen. Die Reisenden erhielten die Möglichkeit, innezuhalten und Gott und den Heiligen für ihren Schutz zu danken oder eine Rast einzulegen. Der hl. Johannes von Nepomuk hat nicht nur seine Geburtsstätte, sein Grab und ihm geweihte Kirchen in der Tschechischen Republik, sondern ist in fast jeder Stadt oder wenigstens an einem der dorthinführenden Wege präsent.