Kunstgalerie aus der Urzeit
Auch Menschen, die vor Tausenden von Jahren gelebt haben, hatten das Bedürfnis schöpferisch und künstlerisch tätig zu sein. Eine Art urzeitliche Kunstgalerie finden Sie auch in der Höhle
Kateřinská jeskyně im
Mährischen Karst unweit von
Brünn.
Die älteste Malerei der Tschechischen Republik
ist sechs- bis siebentausend Jahre alt. Die dunklen Streifen wurde auf einen mächtigen Felsen gemalt, der wegen seiner faltigen Oberfläche „das Gehirn“ genannt wird. Wahrscheinlich diente der Felsen in der Steinzeit als Kultstätte, die von den Bewohnern der Höhle Kateřinská jeskyně im Mährischen Karst kunstvoll mit Aschefarben verziert wurde. Wenn Sie in dieser Höhle stehen, dann blicken Sie sich genau um, denn mit seinen 97 Metern Länge, bis zu 44 Metern Breite und 20 Metern Höhe ist der
Hauptdom der
größte öffentlich zugängliche unterirdische Raum der Tschechischen Republik.
Höhlen als rituelle Orte
Der
Mährische Karst steckt voller Überraschungen. Und für eine weitere Überraschung sorgte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Höhle
Býčí skála (tsch. Stierfelsen). Seit Menschengedenken rankten sich Geheimnisse um diesen Ort, bis diese vor knapp 150 Jahren wissenschaftlich gelüftet werden konnten: Archäologen entdecken ein
Grab aus der Hallstattkultur mit Menschenopfern. Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde hier ein bedeutender Fürst zusammen mit seiner Dienerschaft, 40 Frauen und Pferden begraben. Doch warum heißt die Höhle Stierfelsen? Weil hier eine
Stierfigur aus Bronze aus der Hallstattzeit mit charakteristischen Merkmalen für diese Periode gefunden wurde.
Streng geheime Höhle
Im
Mährischen Karst unweit von
Brünn liegt eine weitere besondere Höhle namens
Výpustek. Dieser hochinteressante unterirdische Raum blickt auf eine ereignisreiche und ungewöhnliche Geschichte zurück. Obwohl bereits seit dem Mittelalter von Menschen aufgesucht, wurde die Höhle erst nach dem Zweiten Weltkrieg berühmt, denn diese beherbergte eine
geheime unterirdische Nazi-Fabrik für die Herstellung von Flugmotorenkomponenten. Später wurde ein Militärstützpunkt angebaut, der zwar bis heute einsatzbereit wäre, jedoch nicht mehr seinem ursprünglichen Zweck dient. Bei der Besichtigung unternehmen Sie eine Reise in die Vergangenheit, jedoch nicht so weit zurück, wie im Fall der Höhle Kateřinská jeskyně.
Die tiefste Süßwasserhöhle der Welt
Auf unserer Entdeckungsreise zu den unterirdischen Top-Zielen bleiben wir noch in Mähren. Bei
Hranice, einer Kleinstadt unweit von
Olmütz, liegen die wunderschönen
Aragonithöhlen Zbrašov, die fast das ganze Jahr über zu Spaziergängen einladen. Und nur einen Steinwurf entfernt ist der Abgrund
Hranická propast, die tiefste Schlucht Tschechiens sowie weltweit. Natürlich nur dann, wenn wir den überfluteten unterirdischen Teil mitrechnen. Der Abgrund scheint kein Ende zu nehmen, da alle bisherigen Vermessungsversuche gescheitert sind. Der letzte überprüfbare Wert beträgt 404 Meter unter der Wasseroberfläche, wobei Wissenschaftler von einer Tiefe von knapp 800 Metern ausgehen.
Einzigartige Tropfsteingebilde
Auf Reisen in den tschechischen Untergrund kommt man an den Höhlen
Koněpruské jeskyně südwestlich von
Prag einfach nicht vorbei. Eines der
größten Höhlensysteme der Tschechischen Republik aus Kalkstein entstand im Devon vor knapp 400 Millionen Jahren. Seit 1959 sind die Höhlen öffentlich zugänglich und auch Sie können die Tropfsteine auf zwei Besucherebenen bewundern. Die Höhlen zeichnen sich durch
natürlich entstandene Kalksteinformationen aus, die entfernt an Rosenkohl erinnern. Das aus Kalzit und Chalzedon entstandene Unikat ist über 1,5 Millionen Jahre alt. Einige der Kohlröschen enthalten Körner und sogar dünne Schichten aus transparentem oder milchig gefärbtem Opal. Opal kommt auch in anderen Höhlen vor, jedoch Röschen mit Opal sind weltweit einzigartig. Diese sind Relikte aus längst vergangener Zeit, als auf der Erdoberfläche die Periode mit tropischem bis subtropischem Klima am Ausklingen war.
Bootsfahrt im Untergrund
Unternehmen Sie doch einen Ausflug in die Höhlen
Punkevní jeskyně! Diese finden Sie ebenfalls im
Mährischen Karst nördlich von
Brünn. Sie durchschreiten
mächtige Dome und Gänge mit Tropfsteinen auf Ihrem Weg zum
tiefsten Punkt des Macocha-Abgrunds. Glauben Sie uns, der Abgrund stellt ein ganz tolles Fotomotiv dar! Ihre Beliebtheit haben die Höhlen jedoch der Tatsache zu verdanken, dass Sie eine
romantische Bootsfahrt auf dem unterirdischen Fluss Punkva unternehmen können – ein unvergessliches Erlebnis für Jung und Alt.
Urzeitliche Fauna
Im Norden
Mährens in der Nähe von
Štramberk liegt eine eher unscheinbare, jedoch umso wertvollere Höhle. In der sog.
Šipka-Höhle wurde Ende des 19. Jahrhunderts eine bahnbrechende Entdeckung gemacht: neben dem Kiefer eines Neandertalerkindes wurden auch Gegenstände aus der Bronzezeit entdeckt. Die Höhle wurde einst von
Urzeitjägern bewohnt, die im Sediment Knochen und Zähne von Tieren wie Höhlenbären, Höhlenlöwen, Hyänen, Wollnashörnern, Mammuts, Auerochsen, Uren, Moschusochsen, Leoparden, Vielfraßen, Rentieren und Elchen hinterließen. Von Tieren also, denen Sie heute in tschechischen Wäldern sicherlich nicht mehr begegnen werden.