Jan Kotěra würde heuer im Dezember seinen 150. Geburtstag feiern. Der Ausnahmearchitekt war ein Wegbereiter der Moderne von internationaler Bedeutung und die führende Persönlichkeit der tschechischen modernen Architektur. Ein Künstler durch und durch, der in unzähligen tschechischen Städten seine Spuren hinterließ und es auf faszinierende Weise verstand, Jugendstil und Funktionalismus miteinander zu verbinden. Im heutigen Artikel stellen wir Ihnen seine Lebensgeschichte und die berühmtesten Bauwerke vor!
Jan Kotěra – Meister der tschechischen Moderne
Jan Kotěra wurde am 18. Dezember 1871 in Brünn geboren. Er stammte aus einer Lehrerfamilie, konnte jedoch mit finanzieller Unterstützung von Mäzenen, die früh sein Talent erkannt hatten, an der renommierten Wiener Akademie der bildenden Künste studieren. Der Studienabschluss eröffnete ihm damals international alle Möglichkeiten. Er begegnete solch namhaften Architekten, wie Jože Plečnik, der später für den Umbau der Prager Burg zuständig war, Josef Hoffmann und Adolf Loos, der neben der Villa Müller in Prag die progressiven Interieurs in Pilsen entwarf. Jan Kotěra starb am 17. April 1923 im Alter von nur 51 Jahren in Prag.Jan Kotěra hat trotz seines kurzen Lebens Dutzende Bauten und Projekte hinterlassen - von Schlössern, über administrative Gebäude, Museen und Wohnhäuser bis zu Grabsteinen und behördlichen Büroräumen. Seine Bauwerke werden von heutigen Kunsthistorikern zur sog. Moderne gereiht. Diese Stilrichtung der Architektur schöpft aus der ornamentalen Vergangenheit und setzt dabei auf moderne Werkstoffe, wie Beton, Stahl und Glas.
Kotěras Bauwerke in Prag
In Prag, genauer im Stadtviertel Vinohrady, steht Kotěras Villa, die nach seinen eigenen Plänen realisiert wurde. Das Wohnhaus mit Backsteinfassade wurde in den Jahren 1908 – 1909 errichtet. Das Interieur umfasst unter anderem einen eleganten Salon für Gäste, Kinderzimmer und sein Arbeitszimmer. Aktuell kann die Villa nicht besichtigt werden.Stattdessen empfehlen wir Ihnen den Besuch der Trmal Villa im Stadtviertel Strašnice. Das Haus ist architektonisch einmalig, da es gekonnt Jugendstil-Ornamente, englische Cottage Architektur und slawische Traditionen vereint. Die Villa beherbergt eine Ausstellung über Jan Kotěra und seine Bauwerke und über die Wohnkultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Nach Jan Kotěras Plänen wurde auch das Laichter Haus im Prager Stadtviertel Vinohrady neben dem Park Riegerovy sady errichtet. Im Erdgeschoss hatte einst der Laichter Verlag seinen Sitz und im ersten Obergeschoss befand sich hinter dem Backstein-Erker die geräumige Wohnung des Hausbesitzers. Jan Kotěra verband die Geschäfts- und Wohnräume gekonnt mit einer großzügig konzipierten Treppenhalle mit Gemälden. Die übrigen Geschosse waren über eine separate Treppe erreichbar und beherbergten Mietwohnungen. Die Fassade ist horizontal durch Streifen aus grobem und feinem Verputz optisch unterteilt, was für Kotěra charakteristisch ist. Heute hat hier der Paseka Verlag seinen Sitz und öffnet die Pforten des Hauses regelmäßig für Besucher.