Prager Altstadt und der Altstadtring
Den Großteil seines kurzen Lebens verbrachte Kafka in der Prager Altstadt. Sein Geburtshaus Zum Turm stand an der Ecke der Straßen Maiselova und Kaprova ulice. Nach der Sanierung der Stadt an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert blieb jedoch nur noch das ursprüngliche Steinportal erhalten und heute erinnert lediglich eine Gedenktafel an die Geburtsstätte. Da Kafkas Familie häufig umgezogen ist, auch wenn oft nur einige Häuser weiter, sind Spuren von Franz Kafka in der Altstadt fast überall zu finden, vor allem um den Altstadtring herum. Zum Beispiel lebten die Kafkas von 1889–1896 in dem schmucken Haus Zur Minute mit einer wunderschönen Sgraffito-Verzierung in unmittelbarer Nähe des Altstädter Rathauses. Von hier aus hatte der künftige Schriftsteller nur ein paar Schritte zum deutschen Gymnasium im heutigen Palais Kinsky, im gleichen Objekt im Erdgeschoss hatte sein Vater Hermann Kafka ein Geschäft mit Galanteriewaren. Im Palais ist heute die Nationalgalerie untergebracht, besuchen können Sie auch den Kafka-Buchladen.
Bei der Suche nach weiteren Plätzen in Kafkas Prag hilft Ihnen die Franz-Kafka-Gesellschaft, die sich mit dem Leben und dem Werk des Schriftstellers beschäftigt. Die in der Straße Široká ulice zwischen der engen Straße Maiselova ulice und der Luxusmeile Pařížská třída ansässige Institution betreibt auch einen Buchladen. Der Buchladen liegt in der Nachbarschaft der Maisel-Synagoge und in Sichtnähe der Hohen Synagoge und der Altneu-Synagoge. Als weitere sichtbare Erinnerung an Kafka gilt das Denkmal zwischen der Heilig-Geist-Kirche und der Spanischen Synagoge in der Straße Dušní ulice, wo Kafka die Schule besuchte.
Zu Kafka ins Museum und auf die Burg
In den Werken des berühmten Schriftstellers werden nicht nur das frühere Prager Ghetto, sondern auch die Kleinseite, die Prager Burg und weitere Plätze zum Leben erweckt. Die kleinsten Details von Kafkas Welt und seiner Geburtsstadt zeigt Ihnen das Franz Kafka Museum. Die bemerkenswerte Ausstellung entstand nach Dublin mit dem Iren James Joyce und Lissabon mit dem Portugiesen Fernando Pessoa als dritte in der Serie der Stadtausstellungen berühmter Schriftsteller. Zwischen 2002 und 2003 war die Ausstellung im Jüdischen Museum in New York zu sehen, seit 2005 ist sie im Herget-Ziegelwerk auf der Kleinseite untergebracht, nur ein paar Schritte von der Karlsbrücke entfernt. Zu dem Museum gehört auch ein Buchladen mit dem kompletten Werk Kafkas und biografischen Büchern.
Die Wege der Fans von Kafkas Romanen führen häufig auch auf die Prager Burg. Obwohl man das kleine Häuschen Nr. 22 in der Goldenen Gasse oft für einen der Plätze hält, wo Kafka gelebt und gearbeitet haben soll, handelt es sich bei dieser Geschichte nur um eine Legende. Das Haus gehörte seiner Schwester und Kafka nutzte es ab und zu als Zufluchtsort, da er sich im hektischen Stadtleben des Zentrums nicht auf das Schreiben konzentrieren konnte. Die Geschichten aus dieser Zeit wurden später unter dem Titel Ein Landarzt veröffentlicht, Kafka hat hier aber angeblich nicht einmal übernachtet.
Im Jahr 1917 erkrankte Kafka an Lungentuberkulose und verbrachte die letzten Jahre seines Lebens überwiegend in Sanatorien und Heilanstalten in Böhmen und im Ausland. Kafka starb im österreichischen Sanatorium in Kierling bei Klosterneuburg. Seine letzte Ruhestätte wurde die Familiengruft auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Prag-Strašnice.