Bedeutende Persönlichkeiten des tschechischen Barocks
Die Kunst ergoss sich in der Barockzeit buchstäblich ins Land hinein. Sogar in den entlegensten Regionen begannen sich Künstler mit großer Ausstrahlung zu betätigen, die oft ein ausdrucksstarkes Werk hinterließen. Die Musik begann ein wichtiger Teil des Lebens zu werden, und das auch bei einfachen Leuten. Die Bildhauerei erlebte einen enormen Aufschwung, die Malerei erhielt völlig neue Impulse, und das größte Tempo entwickelte die Baukunst.  

Die Baumeister

Der älteste der langzeitig in den böhmischen Ländern tätigen berühmten italienischen Architekten war Carlo Lugaro. Er errichtete das hinreißende Bauwerk des Prager Clementinums, baute die daneben stehende Kirche des hl. Salvator um, und sein Werk ist auch die Kirche St. Ignatius am Karlsplatz. In ganz Tschechien stehen viele seiner Kirchen und Schlösser. Wenn wir die berühmteste Baumeisterfamilie suchen würden, gelangten wir mit Sicherheit zu den Dientzenhofers. Der Vater Christoph und der Sohn Killian Ignaz haben erstaunliche Bauwerke entworfen. Oft arbeiteten sie zusammen, wie zum Beispiel an der St.-Nikolaus-Kirche auf der Prager Kleinseite. Das Prager Loreto, das Kloster Břevnov, das Lustschloss Portheimka, das Kloster Teplá (Stift Tepl), der Konvent des Klosters Kladruby, das Kloster Broumov und dessen Besitzungen sowie Hunderte weiterer sakraler und weltlicher Bauwerke im ganzen Land, so umfangreich ist das faszinierende Erbe der Dientzenhofers. Der vielleicht bemerkenswerteste Baumeister seiner Zeit war allerdings Johann Santini-Aichl. Seine Vision entzog sich allem bis dahin Geschaffenem. Er gilt als der Schöpfer des mystischen und tief symbolischen Stils der Barockgotik. Sein berühmtestes Werk ist der Wallfahrtsort Zelená hora (Grüneberg) bei Žďár nad Sázavou. Seine einzigartigen Bauwerke finden wir zum Beispiel auch in Kladruby, Křtiny, Kutná Hora (Kuttenberg), Plasy und Chlumec nad Cidlinou. Santini gewidmet sind auch das Regionalmuseum in MariánskáTýnice und das Museum der neuen Generation in Žďár nad Sázavou.

Die Bildhauer

Die offenkundig bedeutendsten Schöpfer des böhmischen Barocks waren Matthias Berhnard Braun und ferdinand Maxmilian Brokoff. Es ist unglaublich, dass Braun in die Bildhauerzunft gleich mit seinem womöglich genialsten Werk, der Skulpturengruppe der heiligen Luitgard auf der Karlsbrücke, eintrat. Legendär sind seine Skulpturen der Laster und Tugenden in Kuks. Brokoff wurde vor allem durch die Statuengruppe der jesuitischen Heiligen auf der Karlsbrücke berühmt. Mit mehreren auf der Karlsbrücke stehenden Heiligenstatuen (einschließlich des Holzmodells für die Statue des hl. Johannes von Nepomuk) hat sich auch sein Vater Johann durchgesetzt.

Die Maler

Zahlreiche barocke Meister in dieser Auswahl repräsentiert Petr Johann Brandl. Er malte überwiegend religiöse Themen, hat aber auf seinem Konto auch eine Reihe bedeutender Porträts. Die Adelshäuser wetteiferten darum, seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Viele seiner Werke befinden sich in den Sammlungen der Nationalgalerie Prag. Den Geist des Graziösen des italienischen Barocks hat KAREL ŠKRÉTA nach Böhmen gebracht. Dieser hatte sich mehrere Jahre in Venedig aufgehalten, denn seine Familie war nach der Schlacht am Weißen Berg ins Exil gegangen. In Prag malte er Altarbilder in der Teynkirche sowie in der St.-Prokopius-Kirche, und bedeutend ist auch sein Passionszyklus für die St.-Nikolaus-Kirche auf der Kleinseite.

Die Komponisten

Aus der langen Reihe von Kantoren, Kapellmeistern und Regenschori greifen wir die zwei klangvollsten Namen heraus. Das Frühbarock präsentiert Ritter Adam Michna von Otradovice. Gerade er wurde zu dem Komponisten, welcher der böhmischen Barockmusik den Impuls zu ihrer stürmischen Entwicklung gab. Seine Loutna česká (Tschechische Laute), die Svatoroční muzika (Jubeljahrmusik), die Česká mariánská muzika (Tschechische Marienmusik) sind ebenso wie die Messkompositionen bis heute auf den Konzertpodien lebendig. Das Hochbarock dagegen repräsentiert Jan Dismas Zelenka, ein Meister, dessen Bedeutung weit über die Grenzen von Tschechien hinaus geht. Ihn bewunderten schon Bach und Telemann. Er war originell, einzigartig und wurde oft als katholischer Gegenpol von Bach betrachtet. Dutzende Messen und religiöse Kompositionen, ein großartiges Requiem, das Magnificat, ein Te Deum oder die brillante weltliche Komposition Sub Olea Pacis et Palma Virtutis gehören in die Schatztruhe des Weltbarocks.

Albrecht von Waldstein

Einer der bedeutendsten Heerführer des Dreißigjährigen Krieges, ein Genie des Militärfachs war aber auch ein erfolgreicher Unternehmer, Politiker, Pferdekenner und bedeutender Bauherr. Das Waldsteinpalais stellt nur die Spitze der respektablen Pyramide einer unglaublichen Anzahl von Bauwerken dar, die er in Auftrag gegeben hat. Seine Ansprüche an die Architekten waren sprichwörtlich. Er wechselte sie gnadenlos aus, sobald er mit ihrer Arbeit auch nur im Geringsten unzufrieden war.

Polyxena von Lobkowitz

In der Aufzählung der Persönlichkeiten darf mindestens eine bedeutende Frau der Barockzeit nicht fehlen. Eine treue Katholikin, Mäzenatin und Unterstützerin religiöser Orden. Polyxena geborene von Pernstein stiftete dem Kloster der Unbeschuhten Karmeliten bei der Kirche Maria vom Siege in Prag eine seltene Wachsfigur von Jesus im Kindesalter, welche sie als Hochzeitsgeschenk von ihrer spanischen Mutter bekommen hatte. Die Statuette ist bis heute auf der ganzen Welt als das Prager Jesulein berühmt.