Montanregion Erzgebirge / Krušnohoří
Die Bergbau-Kulturlandschaft des Erzgebirges ist ein einmaliger Beweis dafür, wie die Bergleute in den vergangenen Jahrhunderten gearbeitet und welcher technischer Errungenschaften sie sich bedient haben. Im Erzgebirge wurden bereits seit dem Frühmittelalter Erze verschiedenster Metalle abgebaut, was in der Landschaft unverwechselbare Spuren hinterließ. Und diese Spuren sind so wertvoll, dass die Montanregion Erzgebirge / Krušnohoří im Jahr 2019 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes eingetragen wurde.

Erzgewinnung im Erzgebirge

Der historische Abbau von verschiedenen Metallen bestimmte die schrittweise Besiedlung des Erzgebirges (Krušné hory) in Nordböhmen und prägte das Leben auf beiden Seiten der tschechisch-deutschen Landesgrenze. Die technischen Denkmäler, die städtebauliche Entwicklung und die hohe Konzentration des immateriellen Kulturerbes schufen im Laufe der Jahrhunderte eine einzigartige Kulturlandschaft, die sich auch durch wunderschöne Flusstäler und malerische Dörfer auszeichnet.

Diese bedeutende Bergbauregion umfasst insgesamt 22 verschiedene Bestandteile, darunter fünf auf dem Gebiet Tschechiens und 17 im deutschen Bundesland Sachsen. Der Bergbaucharakter dieser Kulturlandschaft wurde im Erzgebirge durch den Abbau und die weitere Bearbeitung von Silber-, Zinn-, Kobalt-, Kupfer-, Eisen- und zuletzt Uranerz ohne Unterbrechung im Zeitraum von achthundert Jahren geschaffen – vom 12. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.

Auf der böhmischen Seite wurden fünf Gebiete als Welterbestätten unter den Schutz der UNESCO gestellt: die Bergbau-Kulturlandschaft Krupka, die Bergbaulandschaft von Jáchymov, die Bergbaulandschaft Abertamy-Boží Dar-Horní Blatná, die Bergbaulandschaft auf der Anhöhe Mědník und das nationale Kulturdenkmal Roter Turm des Todes in Vykmanov.

Bergbaudenkmäler, wohin das Auge reicht

Teil dieser Landschaft ist auch eine Vielzahl an Denkmälern – ober- wie unterirdische Bergbautechnik, Hüttenkomplexe und weitere historische Überreste der Bergbautätigkeit, wie Goldschürfer-Hütten, Halden, Wassergräben, Bergbauteiche, unterirdische Kanäle, Kammern für Wasserräder, Maschinenräume mit erhaltener Technik und weitere Zeugnisse der verschiedenen Bergbauverfahren.

Wobei die Denkmäler auch das immaterielle Erbe unserer Vorfahren umfassen. In dieser Bergbauregion wurde 1765 die Bergakademie gegründet (heute Bestandteil der Technischen Universität Freiberg), die weltweit älteste bis heute bestehende Bildungseinrichtung im Bereich des Montanwesens. Mitten in der Bergbaulandschaft des Erzgebirges verfasste im 16. Jahrhundert Georgius Agricola seine Zwölf Bücher über Bergbau und Hüttenwesen, die jahrhundertelang als eine Art Anleitung bei der Gewinnung und Verarbeitung von Erzen dienten. Von Bedeutung war auch die Prägung von Silbermünzen, wie beispielsweise des Joachimstalers, von dessen Namen sich später der amerikanische Dollar ableitete. In der Montanregion Erzgebirge entstand eine Reihe bedeutender Erfindungen und Innovationen im Bergbau- und Metallurgiebereich, die insbesondere im 16. Jahrhundert von hier aus ihre Verbreitung nach ganz Europa und später in die ganze Welt fanden.