Das Erbe der Habsburger in Böhmen
Nahezu 300 Jahre konnten sich die Vertreter des einst mächtigen Habsburger Geschlechts mit dem Titel der böhmischen Könige rühmen. Auf ausgewählten Burgen und Schlössern weist das Projekt Die Habsburger – beheimatet auch in den böhmischen Ländern auf ihr Vermächtnis hin. Ihre Spuren hinterließen bei uns unter anderem Herrscherpersönlichkeiten wie Rudolf II., Maria Theresia, Franz Josef I. oder Karl I. Ist Ihnen bekannt, wo ein Aufzug für den pensionierten Kaiser installiert wurde? Und wo man Gold herstellte?

Rudolf II. (1552-1612): Ein Kaiser, der die Kunst und die Wissenschaft liebte

Rudolf II., bekannt als großer Mäzen der Kunst und der Wissenschaft, machte aus Prag zur Wende des 16. und 17. Jahrhunderts zu einem Zentrum der europäischen Kultur und Bildung. Während seiner Regierung trafen sich auf der Prager Burg die besten Alchimisten, Astronomen und Künstler. Rudolfs Faszination durch den Okkultismus und seine Sammlerleidenschaft verwandelten die Prager Burg in einen Ort voller Kuriositäten, Alchemie und Kunstwerke aus aller Welt. Rudolfs Sammlungen blieben infolge der Kriege leider nicht vollständig erhalten, jedoch finden Sie auch so in Prag Orte, an denen Ihnen der Hauch der rudolfinischen Zeit entgegenweht.  Für die Bedürfnisse der wertvollen Sammlungen war es erforderlich, den manieristischen Spanischen Saal zu errichten. Er gehört heute zu den Repräsentationsräumlichkeiten der Burg und ist im Rahmen der üblichen Besichtigungen nicht zugänglich. Zu einer Besichtigung der Prager Burg selbst können Sie sich fast jeden Tag im Jahr aufmachen und sich einen Audioguide in vielen Sprachmutationen auswählen.



Möchten Sie auch etwas Magisches aus den Zeiten Rudolfs II. erleben? Begeben Sie sich in die echte Alchimistenküche Speculum Alchemiae in der Straße Haštalská ulici in der Prager Altstadt! Ein Spaziergang an diesen Orten bringt Ihnen die Atmosphäre jener Zeit näher, als die Wissenschaft und die Magie ineinander übergingen. Die Legende weiß zu berichten, dass dort einst weise Männer den Stein der Weisen entdeckten und ein Verfahren zur Herstellung von Gold entwickelten.  Das Labor wurde in Kellerräumen nach den umfangreichen Überschwemmungen des Zentrums Prags im Jahre 2002 gefunden. Heute ist es einfühlsam rekonstruiert und sie finden hier das Museum der Alchemie sowie ein Geschäft mit nach Rezepturen aus dem 16. Jahrhundert hergestellten Original-Kräuterelixieren.

Maria Theresia (1717-1780): Reformpolitikerin und Bauherrin

Maria Theresia, die einzige Frau auf dem Habsburger Thron, wurde durch ihre Reformen berühmt, die sich auf die gesamte Monarchie auswirkten. Sie achtete bei den Kindern aus allen sozialen Schichten auf den Schulbesuch und legte so den Grundstein eines modernen Bildungssystems, welches in seiner modernisierten Form bis heute Gültigkeit hat. Sofern Sie eine ungefälschte, zeitgenössische Schulklasse besuchen wollen, unternehmen Sie einen Ausflug in das Freilichtmuseum in Rožnov pod Radhoštěm, wo Sie oder Ihre Kinder die Erfahrung machen können, wie man vor 150 Jahren in den Schulbänken saß!

Mit Maria Theresia ist bis heute auch die Prager Burg eng verknüpft. Unter ihrer Herrschaft wurden verschiedene alte und unterschiedlich hohe Bauwerke vereint, sodass sich die Burg in ein repräsentatives Schloss verwandelte. Dank Maria Theresia erlangte die Prager Burg jene Gestalt, die wir bis heute bewundern.

Ferdinand V. (1793-:1875): Kaiser im Ruhestand

Als einhundert Jahre nach der Herrschaft von Maria Theresia der böhmische König Ferdinand V. von Habsburg abdankte, um den Thron der jüngeren Generation zu überlassen, begab er sich mit seiner Gemahlin „in den Ruhestand“, unter anderem auch auf das Schloss Ploskovice (Ploschkowitz) in Nordböhmen. Und dieses Schloss können auch Sie besuchen! Die Besichtigung sollten Sie sich gewiss nicht entgehen lassen. Die neue Besichtigungsroute, die an das kaiserliche Paar erinnert, zeigt die ursprüngliche Einrichtung und Dekoration aller Räume so, wie sie der pensionierte österreichische Kaiser und böhmische König in den Jahren 1852 bis 1853 ausstatten ließ. Nunmehr haben Sie die Möglichkeit, auch einen Blick in das rekonstruierte Piano nobile zu werfen.



Ihr weiteres Heim war auch das Schloss Zákupy (Reichstadt), ebenfalls in Nordböhmen. Heute sind die Innenräume des Schlosses anhand zeitgenössischer Fotografien so hergerichtet, wie die Habsburger selbst sie kannten, wobei Sie im Verlaufe der Besichtigung viel Interessantes erfahren. Und passen Sie während der Besichtigung auf, vielleicht zeigt man Ihnen auch den ältesten Personenaufzug in ganz Tschechien aus dem Jahre 1870!

Die letzten Herrscher

Nach Ferdinand V. regierten nur noch zwei Herrscher. Sein Nachfolger war Franz Joseph I. (1830-1916), der mit seinen 68 Jahren auf dem Thron zu den am längsten regierenden Monarchen gehört. Wussten Sie, dass das Nationaltheater in Prag auch dank einer Spende aus privaten Geldern des Kaisers Franz Joseph I. steht?



Sein letzter Nachfolger war Karl I. (1887- 1922), der letzte Kaiser der österreichisch-ungarischen Monarchie und der letzte böhmische König. Den Thron bestieg er während des Ersten Weltkrieges, wobei seine Bemühungen um Reformen und die Erhaltung des Friedens zu spät kamen. Besuchen Sie unter anderem das Schloss in Brandýs nad Labem (Brandeis) in Mittelböhmen, seine Privatresidenz, die er mit seiner Gemahlin bewohnte, bevor er zum Kaiser gekrönt wurde.