Tschechische Osterbräuche und Traditionen
Nach dem langen, dunklen Winter beendet dieses Frühlingsfest die kalte Jahreszeit und läutet die warme, sonnige Jahreszeit ein. Heute möchten wir Ihnen jene Traditionen und Bräuche vorstellen, die das Christentum mit dem Heidentum verbinden und von den Menschen bis heute gelebt werden.

Fragile Schönheit der Ostereier

Das berühmteste Symbol des tschechischen Osterfestes sind verzierte Ostereier, die für Fruchtbarkeit und neues Leben stehen. Auf Jahrmärkten, festlich gedeckten Tafeln und bei der Besichtigung der Innenräume von volkstümlichen Bauernhäusern sowie noblen Schlössern bekommen Sie beispielsweise bemalte, mit Wachsbatik verzierte, mit Naturfarben gefärbte, geätzte, geschmiedete, gedrahtete und unterschiedlich perforierte Eier zu sehen. Das Ergebnis dieser Handwerkstechniken sind Ostereier, die wie aus Spitze gewebt aussehen. Ein so geschmücktes Osterei gehört zu den beliebtesten Souvenirs in der Osterzeit. Dabei gilt es, besonders auf die bruchsichere Verpackung zu achten!

Ostern als das Symbol des Frühlings und der Wiedergeburt

Das Datum des Osterfestes richtet sich nach dem Mondkalender, dem einzigen Kalender unserer Vorfahren, und deshalb variiert das Datum von Jahr zu Jahr. Ostern beginnt mit dem Palmsonntag, dann folgt die Osterwoche und der Karfreitag, an welchem laut der christlichen Glaubenstradition Jesus gekreuzigt wurde, und schließlich der Ostersonntag, dem Tag der Auferstehung. In der Tschechischen Republik endet das Osterfest am Ostermontag. Dieser Tag zeichnet sich durch volkstümliche Traditionen aus, die bis weit in die Zeit des Heidentums zurückreichen.
 

Zurück zur Natur

Noch vor der Verbreitung des Christentums feierten unsere Vorfahren die wichtigsten Feste rund um die Osterzeit. Anstatt der Auferstehung von Jesus Christus, gedachten sie dem Wiederwachen der Natur und dem Sieg des Guten und des Lebens über den Winter und den Tod. Sie sammelten Heilkräuter, denen eine magische Wirkung zugesprochen wurde, verehrten die Bäume und heiligen Heine, in welchen positive Naturkräfte und Götter weilten, und feierten rund um die Taggleiche die Rückkehr der lebensspendenden Sonnenstrahlen. Interessant ist, dass trotz der Christianisierung der heutigen Tschechischen Republik vor rund 1200 Jahren, die Mehrzahl der Bevölkerung dieses Fest bis heute mit der Feier des Frühlings verbindet und Bräuche gelebt werden, die größtenteils heidnischen Ursprungs sind. Die christliche Bedeutung - Feier der Auferstehung des Erlösers - steht erst an zweiter Stelle. Immer mehr Menschen sehen die Osterzeit als eine Gelegenheit, inmitten der schönen Frühlingsnatur neue Lebenskraft zu tanken, und weniger als ein Fest christlicher Traditionen.

Pomlázka /geflochten Osterrute/ – Erbe aus der Heidenzeit

Tschechische Ostern, resp. der Ostermontag, zeichnen sich durch eine ganz besondere Tradition aus, die vor allem in den ländlichen Gebieten gelebt wird. Hierbei suchen Männer und Jungen mit einer eigens geflochtenen und mit Schleifen geschmückten Weidenrute Frauen und Mädchen auf, um sie mit dieser symbolisch zu schlagen. Dafür werden sie mit geschmückten Ostereiern oder Süßigkeiten entlohnt. Ursprünglich sollte dieser Brauch den Frauen und Mädchen das ganze Jahr lang ein jugendliches Aussehen und Gesundheit bescheren. Auch wenn dieser Brauch Besuchern aus dem Ausland eigenartig vorkommen kann, sind die Sorgen unangebracht. Es geht nicht darum, die Frauen tatsächlich zu schlagen, sondern um eine rein symbolische Geste. Und was passiert mit der Weidenrute nach Ostern? Mancherorts will es der Brauch, dass sie in den Boden gepflanzt wird. Da sie aus frisch geschnittenen Weidenruten geflochten wird, wächst daraus höchst wahrscheinlich ein neuer Baum.
 

Osterspezialitäten

Kein Fest ohne hausgemachte Speisen und Getränke! Was darf auf der tschechischen Ostertafel nicht fehlen? Was auf keinem Ostertisch fehlen darf, ist das Osterlamm. Das Osterlamm ist ein Kuchen aus süßem Rührteig, der die Auferstehung Jesu Christi symbolisiert. Nach dem Backen wird das Osterlamm vorsichtig aus der Form gekippt, in die Augen werden Rosinen gesteckt und der noch warme Kuchen wird mit Vanillezucker bestreut oder mit Schokoglasur überzogen. Zum Osterlamm passt am festlich gedeckten Ostertisch sehr gut die Osterpinze. Diese werden aus Hefeteig mit Rosinen gebacken und mit Mandelsplittern bestreut, und mit Butter und Konfitüre zum Frühstück gegessen. In vielen Teilen der Tschechischen Republik trifft man in der Osterzeit auf das süße Gebäck namens jidáše. Das Ostergebäck wird traditionsgemäß mit Honig bestrichen und am Gründonnerstag frühmorgens, wenn möglich noch vor Sonnenaufgang, gegessen. Am Ostersamstag, dem Ende der Fastenzeit, wird traditionell gefüllter Braten zubereitet, wobei die Füllung unter anderem frische, grüne Kräuter oder Brennnessel-Triebe enthalten sollte, die den Frühling und die erwachende Natur symbolisieren. Wie sie Sehen, ist die Ostertafel nicht nur süß, sondern auch sehr traditionsreich!

 

Liturgisches Osterfest

Wenn Sie Ostern mit christlichen Werten verbinden, dann laden wir Sie zu einem Kirchenbesuch ein Ostermessen können Sie beispielsweise im Veitsdom auf der Prager Burg und in weiteren Kathedralen der Tschechischen Republik besuchen. Die Messe zur Andacht des Letzten Abendmahls wird am Donnerstag, die Messe zur Kreuzigung des Herrn einen Tag später und die Oster-Vigilie dann am Samstag zelebriert.

Ausflug zu volkstümlichen Traditionen

Wenn Sie immer schon das ursprüngliche tschechische Osterfest miterleben wollten, dann besuchen Sie eines der hiesigen Freilichtmuseen. Im Walachischen Dorf in Rožnov pod Radhoštěm in Mähren findet alljährlich zur Osterzeit das Fest „Ostern in der Walachei“ statt. Neben einem Jahrmarkt können Sie sich auf Zymbal-Musik, Schaukochen der traditionellen Frühlingssuppe mit Kostprobe und die Möglichkeit, Ihr eigenes Osterei zu gestalten, freuen. Abwechslungsreiches Besucherprogramm erwartet Sie auch im Museum ländlicher Bauten in Vysoký Chlumec in Mittelböhmen. Im Rahmen der Besichtigung lernen Sie die traditionellen Bräuche kennen und erleben hautnah die Atmosphäre des Osterfestes, wie es in den vergangenen Jahrhunderten in ländlichen Gebieten gefeiert wurde. In den Bauernhäusern können Sie Ostereier verzieren, eine Osterrute flechten, Flöten aus Weidenruten herstellen, Schleifen für Osterruten weben und beim Spinnen von Wolle zusehen. In der Osterwoche wird am Donnerstag und am Sonntag im Kachelofen das süße Ostergebäck jidáše und am Freitag sowie Samstag im alten Backofen wiederum Brot gebacken. Dabei können Sie diese Spezialitäten natürlich auch kosten!

11 Tipps für Osterevents

Mittelböhmen – Fürstliches Osterfest auf Burg Křivoklát (29.3.-31.3.)
Mittelböhmen – Österliches Ritterfest auf Burg Okoř (31.3.)
Mähren – Ostern im Walachischen Freilichtmuseum in Rožnov (30. 3.–1. 4.)
Mähren – Ostern im Schloss Valtice (29. 3.–1. 4.)
Südböhmen – Ostermarkt auf Schloss Blatná (29.3.–31.3.)
Ostböhmen – Osterbesichtigungen des Schlosses Hrádek u Nechanic (28.3.–1. 4.)

Prag - Ostermarkt auf dem Altstädter Ring (16.3.–7. 4.)
Plzeň – Ostermarkt am Platz náměstí Republiky (21. 3.–1. 4.)
Brno – Osterfest am Platz náměstí Svobody (22. – 31. 3.)
Český Krumlov – Ostermarkt am Platz náměstí Svornosti (28. 3.–1. 4.)
Olomouc – Ostern auf dem Oberen Platz/Horní náměstí (22. 3. – 1. 4.)