Schloss Veltrusy (Weltrus)
Machen Sie aus Prag einen Ausflug ins nahe Barockschloss der Grafen von Chotek aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Schloss wurde später zwar im klassizistischen Stil umgebaut, dennoch blieben diesem Bauwerk des Hochbarocks seine Monumentalität und seine Dynamik bewahrt. Das Gebäude ist von einem Schlosspark umgeben – einem der größten in Mitteleuropa.

Barockes Landschloss

Der Bau des unweit von Prag in Mittelböhmen stehenden Schlosses begann im Jahre 1704 und zog sich die ganze erste Hälfte des 18. Jahrhunderts hin. Die Pläne stammten vom italienischen Architekten Giovanni B. Alliprandi, der in Prag wirkte. Schloss Veltrusy (Weltrus) stellt die urbanistische Idee eines natürlichen Landschaftsparks mit heute schon einmaliger Konzeption eines Schönen Bauernhofs (Ferme ornée) dar, in der sich die schöne mit der nützlichen Komponente vermählen sollte. Veltrusy gehört zu den ältesten Bauten ähnlicher Art in Europa. In ihrer größten Blütezeit umfasste die Herrschaft Veltrusy nahezu 2000 Hektar.

Das Schloss besteht aus einem ovalen Kern, an dem radial niedrigere, zur X-Form angeordnete Flügel angrenzen. An seiner Nordflanke schließt ein Ehrenhof an, der von allegorischen Barockstatuen der zwölf Monate und vier Jahreszeiten aus der Werkstatt des Bildhauers Matthias Bernhard Braun begrenzt ist, der sich mit den Skulpturen der Tugenden und Laster im Hospital Kuks ein Denkmal setzte. In den Räumlichkeiten des Schlosses überwiegt bis heute die Mode des barocken und Rokoko-Wohnens des böhmischen Adels auf einem Landsitz. Im Erdgeschoss befinden sich eine sog. Sala terrena sowie außergewöhnlich gut erhaltene Zimmer.

Familie Chotek hielt das Schloss bis 1945, nach Kriegsende wurden ihre Besitztümer konfisziert. Schloss und Park sind heute in staatlichem Besitz und in der Sommersaison für den Publikumsverkehr geöffnet.

Einzigartige Landschaftskomposition

Das Gebäude steht inmitten eines natürlichen Landschaftsparks vom Typ einer „Ornamental Farm“. Die malerische, romantische Landschaft, der träge Strom der Moldau (Vltava), der wilde Auenwald, malerische, hundertjährige Baumriesen auf versteckten Wiesen, goldig-wogende Kornfelder aber auch scheinbar vergessene Winkel mit Skulpturen und Pavillons, in denen die Zeit stehen zu bleiben scheint – all dies birgt der Schlosspark von Veltrusy. Er hält zudem auch ein historisches Primat – 1754 fand hier der Große Warenmarkt des Königreichs Böhmen, also die erste Handelsmesse der Welt statt, welcher sogar die damalige Herrscherin Maria Theresia und ihr Gatte Stephan von Lothringen beiwohnten.

Der Schlosspark ist ganzjährig, von der Morgen- bis zur Abenddämmerung geöffnet. Der natürliche Landschaftspark, der Anfang des 19. Jahrhunderts durch Kleinbauten, ein Damwildgehege und malerische Winkel vervollständigt wurde, lädt das ganze Jahr über zu Spaziergängen und zur Erholung ein. Der erste Schlossbesitzer gedachte ursprünglich, hier einen gewaltigen ornamentalen französischen Garten anzulegen, der dem weltbekannten Garten in Versailles ähneln sollte. Aber die Nähe des Flusses verursachte häufige Überschwemmungen, die auch mehrmals den französischen Garten zerstörten. Die letzte Überschwemmung überflutete das Parkgelände im Jahre 2002.