Adventtraditionen und Volksbräuche
Auf das Weihnachtsfest freuen sich nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene. Die dunkle Jahreszeit wird von Tausenden von Lichtern erhellt, die Menschen sind in freudiger Erwartung und festlicher Laune. Das Warten und Feiern der Geburt Christi ist mit einer Vielzahl von Traditionen verbunden, die in christlichen und heidnischen Bräuchen verankert sind. Und welche dieser Bräuche sind in der Tschechischen Republik noch lebendig?

Der Advent ist da

Die Adventszeit beginnt genau 4 Wochen vor Weihnachten und gibt uns Menschen Zeit, um uns auf dieses Fest entsprechend vorzubereiten. Die festliche Dekoration der Straßen und Geschäfte kehrt langsam auch in unser Zuhause ein. Am ersten Adventsonntag schmücken viele Menschen Ihr Zuhause und backen die ersten Plätzchen, und auf den Stadtplätzen öffnen die Weihnachts- oder Adventmärkte ihre Pforten. Der größte Adventmarkt in der Tschechischen Republik findet heuer in Prag auf dem Altstädter Ring statt.

Der Adventkranz bringt Licht in unser Zuhause

In der Vergangenheit war der Advent jene Zeit, in der man dem Fleischkonsum entsagte und sich auf das Weihnachten vorbereitete. Heutzutage fastet kaum jemand, doch einige Bräuche haben bis heute überlebt. Die beliebteste Adventtradition in tschechischen Haushalten ist der Adventkranz. Ein mit vier Kerzen besetzter Kranz aus immergrünen Pflanzen wie Nadelbäumen oder Efeu, der zum Abzählen der vier Adventwochen dient, da jeden Sonntag eine weitere Kerze angezündet wird. Einen schönen Adventkranz können Sie entweder selbst basteln oder auf einem Weihnachtsmarkt kaufen.

Barbarazweige

Eine blühende Blumenvase im Dezember? Warum eigentlich nicht? Das Abschneiden von Barbarazweigen ist in der Tschechischen Republik eine lebendige Tradition, die ihre Wurzeln in der vorchristlichen Zeit hat.  Am 4. Dezember, dem Gedenktag der Hl. Barbara, werden die Zweige von Kirsch- oder Sauerkirschbäumen geschnitten und dann Zuhause, wie Schnittblumen, in einer Vase aufgestellt. Sollten die Zweige bis zum Heiligabend am 24. Dezember aufblühen, dann werden im nächsten Jahr all Ihre Wünsche in Erfüllung gehen. Einst symbolisierten die Zweige den Sieg der Sonne über den Winter, da sie um die Zeit der Wintersonnenwende erblühten. Heute handelt es sich jedoch nur noch um eine nette und herrlich duftende Tradition.

Der Hl. Nikolaus kündigt die Weihnachtszeit an

Ein weiterer Brauch der Vorweihnachtszeit ist das Feiern des Gedenktags des Hl. Nikolaus, der auf den 6. Dezember fällt, jedoch immer am Vorabend gefeiert wird. In früheren Zeiten begannen die Tage nämlich nicht mit dem Glockenläuten um Mitternacht, sondern bei Sonnenuntergang. Und deshalb besuchen an diesem Abend der Nikolaus, ein Engel und ein Teufel viele tschechische Haushalte. Brave Kinder werden vom Nikolaus belohnt und unartige Kinder werden vom Teufel bestraft. Heutzutage dient der Teufel nur noch als abschreckendes Beispiel, denn Kinder werden vom Nikolaus, oft einem kostümierten Familienmitglied, immer mit kleinen Spielsachen und Süßigkeiten beschenkt. Seit mehreren Jahren ist es zum Brauch geworden, dass diese drei überirdischen Wesen nicht nur Haushalte, sondern auch Adventmärkte und Stadtzentren mit ihrem Besuch beehren. Am Abend des 5. Dezember können wir nach Einbruch der Dunkelheit Teufeln begegnen, die aussehen, als wären sie keinem Kindermärchen entsprungen, sondern direkt aus der Höllen erschienen. Diese Tradition ist noch viel älter und geht auf die vorchristliche Zeit zurück, als sich im Winter die Tore in die Unterwelt öffneten.

Die Hl. Lucia in Verkleidung

Am Vorabend des Gedenktags der Hl. Lucia, der auf den 13. Dezember fällt, gingen einst „Lucias“ - in weißes Gewand gekleidete Gestalten - von Haus zu Haus. Jede Region hatte dabei eine eigene Vorstellung darüber, wie die Lucia auszusehen hat. Mancherorts trugen sie ein weißes Kleid mit Augenmaske und klapperndem Schnabel, anderenorts hatten sie ein mit Mehl geweißtes Gesicht und waren schwarz gekleidet. Sie besuchten die Haushalte und schauten nach den Rechten, ob alles so war, wie es gehört. Heutzutage handelt es sich in einigen Regionen, wie beispielsweise in Südböhmen, um eine willkommene Abwechslung für rund 10 Jahre alte Mädchen, die von Tür zu Tür gehen, Spaß haben und ihren Eltern vielleicht auch einen kleinen Streich spielen können.

Traditionen hautnah miterleben

Volksbräuche der Adventzeit lernen Sie am besten in einem Freilichtmuseum kennen, wie beispielsweise im Freilichtmuseum Veselý Kopec in Ostböhmen. Am 8. Dezember findet hier der Vorweihnachtliche Jahrmarkt mit Volksbräuchen und Handwerkskunst statt. Das Freilichtmuseum in Rožnov pod Radhoštěm in Mähren können Sie beispielsweise am 5. Dezember besuchen, wenn am Nachmittag auf Sie und Ihre Kinder der traditionsreiche Nikolaus-Vorabend wartet. Dabei erhalten Sie eine Führung durch das Areal und eine Überraschung vom Nikolaus gibt es auch noch! Und einen traditionellen Weihnachtsjahrmarkt gilt es in Rožnov pod Radhoštěm am Wochenende von 14. bis 15. Dezember zu erleben. Sie können sich ganztägig auf Geschenkideen aus den Werkstätten volkstümlicher Hersteller, Vorführung von Bräuchen mit von Tür zu Tür gehen, verkleideten Lucias und Teufeln freuen, da alle Ausstellungen im Walachischen Dorf zu Leben erweckt werden. Sie werden sich dabei vorkommen, als wären Sie 150 Jahre in der Geschichte zurückgereist.