Prager Burg als Schauplatz des Fenstersturzes
Das Areal der
Prager Burg diente rund 1 000 Jahre lang als der Sitz der böhmischen Herrscher. Zur Zeit der Schlacht am Weißen Berg im Jahr 1620 gab es die Burg nicht nur bereits, es handelte sich auch um einen
wichtigen Schauplatz der Ereignisse vor der Schlacht. Denn die politische Situation im Land komplizierte sich bereits zwei Jahre davor, im Jahr 1618, als sich die protestantischen böhmischen Stände gegen ihren König, einen römisch-katholischen Kaiser aus dem Geschlecht der Habsburger, verbündeten. Als Protest gegen dessen Abwesenheit
warfen sie zwei königliche Statthalter und einen Kanzleisekretär aus dem Fenster. Dieser Zwischenfall ist auch als der
Zweite Prager Fenstersturz bekannt. Es ist genau bekannt, aus welchem Fenster sie geworfen wurden und wo sie aufschlugen, denn unterhalb des Fensters wurde vor Jahrhunderten ein Denkmal erbaut. Dieses finden Sie in den sog.
Südgärten der Prager Burg. Und was gibt es auf der Prager Burg noch zu sehen? Die Burg ist ganzjährig geöffnet und bietet mehrere Besichtigungsvarianten an, wie beispielsweise den
Alten Königspalast, die Dauerausstellung mit dem passenden Titel „
Die Geschichte der Prager Burg“, die
St.-Georg-Basilika mit den Grabstätten der ersten böhmischen Fürsten, das adelige Damenstift, das pittoreske
Goldene Gässchen mit dem Daliborka-Turm, die
Gemäldegalerie der Prager Burg, den Pulverturm, die Sammlungen der Lobkowitzer im Palais Lobkowitz oder den vor den Burgtoren gelegenen
Weinberg des hl. Wenzel. Und noch etwas gehört zum Pflichtprogramm: die Besichtigung des
Veitsdoms! Obwohl die Fertigstellung des gotischen Baujuwels der Hauptstadt erst 90 Jahre zurückliegt, hat das Gebäude nichts von seiner altertümlichen Schönheit eingebüßt.
Wildgehege Hvězda und das Schlachtfeld
Das Wildgehege
Obora Hvězda liegt rund 6 km westlich von der
Prager Burg entfernt. Es steht nicht nur als erhaltenswertes Waldgebiet, sondern auch als Kulturdenkmal unter Schutz und gehört zu den
beliebten Grünflächen der Stadtbewohner. Das Hochwild-Gehege wurde 1534 von Kaiser Ferdinand I. angelegt. Im Jahr 1555 ließ sein Sohn ein kleines Lustschloss errichten, das durch seinen Grundriss in Form eines sechszackigen Sterns sowie die kunstvollen und besonders
kostbaren Stuckarbeiten aus der Spätrenaissance besticht. Von Beginn an diente das Gebiet als königliches Jagdrevier und für das Abhalten von Banketten sowie Festen zu feierlichen Anlässen, wie Krönungen und Diplomatenbesuchen. Das Wildgehege erlebte auch die
Schlacht am Weißen Berg, da das gleichnamige Gebiet in nächster Nähe liegt. Genauer gesagt, beginnt es gleich hinter den Toren des Wildgeheges, das während der Schlacht zum Zeugen der Niederlage der böhmischen protestantischen Heere und der Tötung des Großteils der Soldaten bei ihrem Fluchtversuch wurde. Während des nachfolgenden Dreißigjährigen Krieges wurde fast die Gesamtfläche des Wildgeheges gerodet. Erst Ende des 18. Jahrhunderts pflanzte man junge Eichen, Buchen und Hainbuchen. Einige der damals gepflanzten Eichen und Buchen wachsen heute noch.
Kloster Strahov mit berühmter Bibliothek
Ein weiterer Ort, der mit der Schlacht in Zusammenhang steht, ist das
Kloster Strahov westlich von der
Prager Burg am Fuße der Anhöhe
Petřín. Mit dem Gründungsjahr in 1140 handelt es sich um eines der ältesten dem ursprünglichen Zweck dienenden Klöster der Tschechischen Republik. Das Areal umfasst die
Kirche Mariä Himmelfahrt, die Rochuskirche, das eigentliche Kloster und Wirtschaftsgebäude. Auf Besucher warten hier gleich zwei Highlights: einerseits die
Gemäldegalerie Strahov mit Kunstwerken aus dem 14. bis 19. Jahrhundert. Diese hiesige Sammlung gilt als
die kostbarste Klostersammlung Mitteleuropas. Der zweite Besuchermagnet ist die
Bibliothek Strahov mit dem Theologischen und dem Philosophischen Saal. Angeblich ist die hiesige Bibliothek eine der schönsten der Welt. Sie können sich bei einer Besichtigung ja selbst davon überzeugen! Und welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Kloster und der Schlacht am Weißen Berg? Hier erfuhr Friedrich V. von der Pfalz, der wenige Monate zuvor von den böhmischen Ständen zum böhmischen König ernannt worden war, dass seine Truppen eine Niederlage erlitten hatten. In aller Eile packte er seine Familie sowie ein paar wichtige Dinge wie die Königskrone, die Juwelen und das Archiv ein, und verließ die Prager Burg.
Altstädter Rathaus mit Rathausplatz
Ein weiterer wichtiger Ort rund um die Schlacht vor 400 Jahren sind das
Altstädter Rathaus und der
Altstädter Ring. Die Geschichte des
Rathauses, wo sich schicksalsreiche Ereignisse in der Geschichte der Hauptstadt abspielten, reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Im Rahmen der Besichtigung sehen Sie historische Säle mit kostbaren Malereien, eine gotische Kapelle und auf Wunsch sogar einen
gotischen Turm, den Sie über 70 Treppen erreichen und von dem aus sich der wahrscheinlich
schönste Anblick auf die historische Altstadt eröffnet. Das unübersehbare Wahrzeichen des Rathauses ist die
Astronomische Uhr, ein geniales astronomische Uhrwerk, das seit Jahrhunderten nicht nur die Zeit und das Datum, sondern auch die Position der Sonne, die Mondphasen, die astronomischen Zyklen und die Feiertage des christlichen Kirchenjahres anzeigt. Und welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Rathaus und der Schlacht am Weißen Berg? Nach seiner Niederlage flüchtete der böhmische König in die
Prager Altstadt und bat bei den Altstädter Bürgern um Asyl. Doch lange hielt er sich nicht auf, gleich am nächsten Morgen verließ er die Altstadt und kehrte nie wieder zurück. Auf dem Altstädter Ring steht seit Juni 2020 eine
Replik der Mariensäule, die an dieser Stelle 1648 Prager Bürger als Danksagung an Jungfrau Maria erbauen ließen, die sie vor den Einfällen schwedischer Truppen im Dreißigjährigen Krieg beschützte.