Austria
2021
08
Hohe Auszeichnung für Tschechiens Kurorte
Was bereits vor zehn Jahren mit einer umfangreichen Bewerbung begann, findet nun seinen erfolgreichen Abschluss: Das Böhmische Bäderdreieck – bestehend aus Karlsbad, Marienbad und Franzensbad – hält zusammen mit acht anderen geschichtsträchtigen europäischen Kurorten Einzug in die Welterbeliste der UNESCO.
Unter dem Titel „Great Spas of Europe“ taten sich 2011 elf europäische Kurorte zusammen, die allesamt das Modell „Kurstadt“ aus dem 18. und 19. Jahrhundert bis heute auf herausragende Art verkörpern. Neben dem westböhmischen Bäderdreieck sind dies die deutschen Städte Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen, Spa in Belgien, Vichy in Frankreich, Montecatini Terme in Italien, Baden bei Wien und Bath in England.

Charakteristisch hier ist die Kombination von Behandlungsverfahren mit vielfältigen Freizeitmöglichkeiten, die sich in der spezifischen Form von Städten mit besonderer Architektur widerspiegelt. Kurhäuser, Thermenpavillons, Trinkhallen und Kolonnaden sind Teil der Infrastruktur, genau wie Casinos, Theater und andere kulturelle Einrichtungen. Auch Heilquellen, Parks, Gärten und Promenaden sind in die Landschaft integriert. Diese Heilbäder waren die einzigen Orte in Europa, die kulturell mit den großen Metropolen mithalten konnten. So zeigt es beispielsweise die Gästeliste im Westböhmischen Bäderdreieck: Herrscher wie Zar Peter der Große oder der englische König Edward VII urlaubten hier genauso wie die Feingeister Johann Wolfgang von Goethe, Frédéric Chopin, Franz Kafka oder Albert Einstein.  

Die größte Kurstadt der Tschechischen Republik mit natürlichen Heilquellen, dem schluchtartigen Flusstal der Teplá, Felsen und bewaldeten Hügeln: das ist Karlsbad. Der Name erinnert an die Sage, laut welcher der böhmische König und Kaiser Karl IV. die Stadt im 14. Jahrhundert gegründet haben soll, wobei die größte Bauphase die malerische Kurstadt erst Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Stil des Historismus und der Renaissance erlebte. Das Karlsbad von heute ist eine kosmopolitische, stilvolle Stadt mit unvergleichlicher Atmosphäre. Nur hier finden Sie den Geysir aus heißem Thermalwasser namens Vřídlo, der eine Höhe von 12 Metern erreicht. 

Ähnlich wie Karlsbad, gehörte und gehört auch Marienbad zu den beliebten Kurstädten des europäischen Adels, der politischen Elite, der Staatsleute, berühmter Schriftsteller, Komponisten und Wissenschaftler. Mit ihren wunderschönen Parkanlagen ist die Stadt das Paradebeispiel einer typischen Kurstadt: die Architektur blieb erhalten ohne von modernen Bauten zerstört zu werden, und lässt uns so in die Ära des Klassizismus vom Beginn des 19. Jahrhunderts zurückkehren. Das Zentrum des Kurwesens ist die Neubarocke Jugendstil-Gusseisen-Kolonnade mit prunkvoller Verzierung und gleich mehreren Heilquellen. Davor steht ein singender Springbrunnen, der abends mit spektakulärer Beleuchtung die Gäste unterhalten darf. 

Das Böhmische Kurbäder-Dreieck wäre nicht vollständig ohne Franzensbad, gegründet im Jahr 1793 zu Ehren des künftigen österreichischen Kaisers Franz I. In der malerischen Kleinstadt mit Schachbrett-Grundriss und einer Vielzahl von Gebäuden im Stil des Klassizismus und Empire können Sie die Statue des kleinen Jungen mit Fisch berühren, die angeblich Glück bringt, und danach eine schöne Zeit im Aquapark Aquaforum erleben.

Im Bewerbungsprozess nahm Tschechien mit gleich drei Städten eine zentrale Rolle ein. Neben der Koordination der einzelnen Teilnehmer untereinander wurde im Januar 2019 auch das „Nomination Dossier“ nach Jahren intensiver Arbeit an den Bewerbungsunterlagen in der tschechischen Botschaft in Paris unterschrieben. Der tschechische Botschafter übergab dann den Antrag an das UNESCO Hauptquartier in Paris.